Diese drei Texte gehörten ursprünglich wahrscheinlich zu einer Schriftrolle. Sie sind auf Leder geschrieben. Fragmente von zwölf anderen Handschriften dieser "Bücher", die auch verschiedene Varianten enthalten, wurden in den Höhlen 4 und 5 gefunden.
Den Namen des "Gesamtwerkes" fand man auf einem Vorsatzblatt, welches von außen an Kolumne I geheftet war. Was hier zu lesen ist, läßt sich mit "(Regel) der Einung und von ..." übersetzen. Für die "Anhänge" (1QSa/ 1QSb) sind keine hebräischen Titel überliefert; vermutlich waren diese im obigen Namen des "Gesamtwerkes" mitgenannt, worauf das offene Ende hinweisen könnte.
Es handelt sich hier um Qumran- spezifisches Schriftgut, welches zur Lehre verwendet wurde. Als Verfasser vermutet Leonard Rost2 den "Lehrer der Gerechtigkeit", welchen er auch für den Gründer von Qumran hält. Als Abfassungszeit nimmt er etwa das Jahr 130 v.u.Z. an.
Diese Schriften gestatten es uns, eine Abspaltung innerhalb des Spätjudentums nach Lehre und Lebensordnung zu erfassen.
Diese Schrift wird unter verschiedenen Namen geführt, so z.B. "Ordensregel", "Sektenregel", "Sektenordnung" ... Ich möchte mich bei meinen Erläuterungen hierzu auf die zusammenfassende Ausgabe der Sektenliteratur von Eduard Lohse1 beziehen und verwende daher auch seine Bezeichnungen, so daß diese Schrift von mir unter dem Namen "Gemeinderegel" geführt wird. Es handelt sich hier nicht um eine literarische Einheit, sondern vielmehr um eine Zusammensetzung verschiedener Teilschriften.
1QS ist eine Lederrolle. Sie besteht aus elf Kolumnen, die fast unversehrt erhalten sind; nur wenige Wörter sind verlorengegangen. Die letzte Kolumne geht in der Mitte der Seite zu Ende. Im folgenden finden Sie eine Gliederung dieser Sektenschrift:
1,1-15 | Überschrift und Vorspruch |
1,16-3,12 | Ritual des jährlichen Verpflichtungsaktes mit der Neueinstufung der Mitglieder |
3,13-4,1 | Die infradualistische Lehre von den beiden Geistern |
4,2-8 | Die Wirkungen des guten Geists |
4,9-14 | Die Wirkungen des bösen Geists |
4,15-26 | Das Nebeneinander der beiden Geister bis zum Endgericht |
5,1-6,23 | Grundregeln der Gemeinschaft |
6,24-8,19 | Die Rechtsordnung und Strafbemessung bei Vergehen gegen die Grundregeln |
8,20-9,11 | Rechtsordnung bei absichtlichem Verstoß gegen das Gesetz Mose mit Versicherung ihrer Gültigkeit bis zum Auftreten eines Propheten und der Messiasse aus Aharon und Israel |
9,13-21 | Satzungen für den Verständigen |
9,21-10,8 | Verhaltensweisen bezüglich der Zeiten, Festzeiten und des Kalenders |
10,9-11,22 | abschließender Psalm |
Auch für diese Schrift sind verschiedene Namen üblich. So wird sie u.a. als "Anhang zur Sektenrolle" bezeichnet. Ich werde auch hier wieder Eduard Lohse1 folgen und wähle die Bezeichnung "Gemeinschaftsregel". 1QSa besteht aus zwei Kolumnen, die, wie bereits oben erwähnt, ursprünglich wohl zu 1QS dazugehörten. Auch hier wieder eine Gliederung:
1,1-3 | Überschrift mit Angabe des Geltungsbereichs für die ganze Gemeinde Israels zur Endzeit |
1,4-5 | Die Volksversammlung zur Verlesung der Bundessatzungen |
1,6-19 | Erziehung der Jugend und Zugangsalter zu den ämtern der Gemeinde |
1,19-22 | Die Verwendung der Schwachsinnigen |
1,22-25 | Die Leviten |
1,25-2,11 | Die zur Gemeindeversammlung Zugelassenen |
2,11-22 | Die Rechtsstellung des Messias hinter den Priestern bei der Gemeindeversammlung und beim Mahl |
1QSb besteht aus fünf fragmentarisch erhaltenen Kolumnen. Obwohl ihr Text nur noch lückenhaft erhalten ist, ist ihr Inhalt noch gut erkennbar. Eine kurze Gliederung entnehme ich wiederum Lohse1:
1,1-2,22 | Segnung der Gläubigen |
2,22-3,22 | Segnung des Hohenpriesters |
3,22-5,20 | Segnung der Priester |
5,20-29 | Segnung des Fürsten der Gemeinde |
1 | Lohse, Eduard: Die Texte aus Qumran, Kösel-Verlag München, dritte Auflage, 1983 |
2 | Rost, Leonard: Einleitung in die alttestamentlichen Apokryphen und Pseudepigraphien einschließlich der großen Qumran- Handschriften. Quelle & Maier, Heidelberg 1979 |
Erarbeitet und erstellt von Andreas Itzchak Rehberg, 1994