Der Habakuk-Kommentar(1QpHab)

I.

1 [Der Ausspruch, den der Prophet Habakuk geschaut hat: Wie lange schon, Herr] rufe ich und nicht 2 [hörst du! Schreie ich zu dir: "Gewalt!" und du hilfst nicht (1,1-2). Seine Deutung geht auf die Hoff]nung des Geschlechtes 3 [...] über sie 4 [... schr]eien über 5 [... warum läßest du mich Unheil schauen und bli[ckst] auf die Besch[wernis?] (1,3) 6 [...] Gottes durch Bedrückung und Treulosigkeit 7 [...Und Druck und Gewalt sind mir vor Augen, und Zank ist entstanden, und Gewalt muß er ertragen (1,3) 8 ...] und Streit 9 [...] und er 10 [...] darum erschlafft das Gesetz (1,4). 11 [Die Deutung ...] welche das Gesetz Gottes verachteten. 12 [Und das Recht kommt nimmermehr auf, denn der Gottlose umrin]gt den Gerechten. (1,4) 13 [Die Deutung: der Frevler, das ist der Frevelpriester und der Gerechte (?), das ist der Lehrer der Gerechtigkeit 14 [... da]rum ergeht das Recht 15 [verdreht (1,4) ... die Deutung ... und] nicht [... 16 ... 17 ... seht hin unter die Völker und schaut, 18 starret und staunt! Denn ich tue ein Werk in euren Tagen, ihr glaubet es nicht, wenn]

II

1 es erzählt würde (1,5) [Die Deutung des Wortes geht auf die] Abtrünnigen mit dem Manne 2 der Lüge, denn [sie hören nicht auf die Worte] des Lehrers der Gerechtigkeit aus dem Munde 3 Gottes. Und auf die Abtrünn[igen vom] neuen [Bunde], d[e]nn sie (wollen) [ni]cht 4 an den Bund Gottes glauben [und entweihen] Seinen [hei]ligen Na[men]. 5 Und wirklich: die Deutung des Wortes [geht auf die Ab]trünnigen am Ende 6 der Tage, sie sind die Gewalt[täter am Bun]de, welche nicht glauben, 7 wenn sie hören, was alles kom[men wird über] das letzte Geschlecht aus dem Munde 8 des Priesters, den Gott in [die Gemeinde (?)] gegeben, daß er alle d[ie] 9 Worte Seiner Knechte, der Propheten deute, [durch wel]che Gott verkündet hat 10 all das, was über sein Volk [und sein Land] kommt. Denn siehe, ich erwecke die 11 Chaldäer, das bit[tere und behen]de Volk (1,6) 12 Seine Deutung geht auf die Kittäer, w[eil sie] rasch sind und kraftvoll 13 im Kampfe, so daß sie v[iel]e zugrunde richten [und sie unterwerfen] unter die Herrschaft 14 der Kittäer. Sie nehm[en in Besitz viele Länder (?)] und glauben nicht 15 an die Gesetze [Gottes ...] [das in die Fernen der Erde] 16 [zieht, Wohnungen einzunehmen, die nicht sein sind (1,6)... die Deutung ...]

III.

1 Ungehindert ziehen sie daher, zu zerschmettern und zu plündern die Städte des Landes, 2 denn das ist es, wenn es heißt: Wohnungen einzunehmen, die nicht sein sind. Schrecklich 3 und furchtbar ist es; von ihm geht seine Entscheidung und Überhebung aus (1,6f). 4 Seine Deutung (geht) auf die Kittäer, vor denen Furcht und [Schre]ck[en] auf allen Völkern liegt. 5 Mit Vorsatz ist all ihr Planen (darauf aus), Böses zu tun und [mit Arg]list und Trug 6 verfahren sie mit allen Völkern. {Schneller} als Panther sind seine Rosse und angriffslustiger 7 als Abendwölfe. Es stampfen und sprengen einher seine Rosse von fern, 8 sie fliegen wie der Geier, der zum Fraße eilt. Als Ganzes kommt es zu Gewalttat (her), die Richtung 9 ihres Antlitzes nach Osten 1 (1,8-9). [Seine Deutung] (geht) auf die Kittäer, welche 10 das Land zerstampfen mit [ihren] Pferden und Tieren. Von fernher 11 kommen sie von den Inseln des Meeres, um aufzufressen [a]lle Völker wie ein Geier, 12 unersättlich. Mit Grimm unt[erjochen sie und mit Zorn]glut und Wut 13 reden sie mit [allen Völkern, d]enn das ist es, wenn 14 es heißt: Die Ri[chtung ihres Antlitzes nach Osten und es sammelt wie San]d die Gefangenen. 15 [... über Könige]

IV

1 spottet es und Machthaber kosten ihm ein Lachen (1,10). Seine Deutung ist, daß 2 sie über die Großen spotten und die Angesehenen verachten. Über Könige 3 und Fürsten machen sie sich lustig und spotten des vielen Volks. Es 4 lacht jeder Festung, schüttet Staub auf und nimmt sie ein. 5 Seine Deutung (geht) auf die Herrscher der Kittäer, die da verachten die 6 Festungen der Völker und höhnisch über sie lachen. 7 Mit viel Volk umzingeln sie sie, um sie einzunehmen. Unter Furcht und Schrecken 8 fallen sie in ihre Hand und sie reissen sie nieder wegen des Vergehens ihrer Bewohner (?). 9 Dann wechselt der Wind und fährt (einher?) vorüber und dieser machte seine Kraft 10 zu seinem Gott (1,11). [Seine] Deutung (geht) [au]f die Herrscher der Kittäer, 11 welche auf Beschluß des "schuldigen Hauses" dahingehen, einer 12 vor dem andern. [Ihre] Herrscher kommen nacheinander, 13 zu ruinieren das Lan[d. Und es machte die]ser seine Kraft zu seinem Gott. (1,11) 14 Seine Deutung [...] der Völker 15 [...] 16 [...] 17 [... (1,12) Bist du nicht von Urzeit her, JHVH, mein heiliger Gott! Wir werden nicht sterben, JHVH].

V.

1 Zum Gericht hast du ihn bestellt, und Fels, zu seinem Züchtiger hast du ihn eingesetzt. Dessen Augen zu rein sind, 2 als daß sie Böses ansehen könnten und dem Argen vermagst du nicht zuzuschauen (1,12-13). 3 Die Deutung des Wortes (ist), daß Gott Sein Volk nicht durch die Völker vernichten wird, 4 sondern in die Hand Seiner Erwählten wird Gott das Gericht über alle Völker geben und durch ihre Züchtigung 5 werden alle Frevler Seines Volkes büßen, (nämlich durch jene), die Seine Gebote gehalten haben, 6 als sie in Bedrängnis waren; denn dies ists, wenn es heißt: dessen Augen zu rein sind, anzusehen 7 das Böse. Seine Deutung ist, daß sie nicht hinter ihren Augen hergehurt haben in der Zeit 8 des Frevels. Warum seht ihr Abtrünnigen zu und schweigst du, wenn der Frevler den verschlingt, 9 der gerechter ist als er? (1,13) Seine Deutung geht auf das "Haus Absalom" 10 und die Männer ihres Rates, welche geschwiegen haben bei der Zurechtweisung des Lehrers der Gerechtigkeit 11 und ihm gegen den Lügenmann nicht geholfen haben, der da 12 das Gesetz verachtete inmitten all ihres An[hangs]. Du machst die Menschen wie die Fische des Meeres, 13 wie das Gewürm, das {keinen} Herrscher hat. Alle[s] holt er mi[t der An]gel herauf, schleppt es mit seinem Netz 14 und sammelt es in [seinem] Gar[n. Darum opfer]t er seinem Netz, darum freut er sich 15 [und frohlockt und er räuchert seinem Netz, denn durch sie] ist fett sein Teil 16 [und seine Speise üppig (1,14-16)

VI.

1 ...] Kittäer. Und sie häufen ihren Besitz mit all ihrer Beute 2 wie die Fische des Meeres. Und wenn es heißt: darum opfert er seinem Netz 3 und räuchert seinem Garn, ist seine Deutung, daß sie 4 ihren Feldzeichen opfern und ihre Kriegsgeräte, sie sind 5 (der Gegenstand) ihre(r) Ehrfurcht. Denn durch sie ist fett sein Teil und seine Speise üppig: 6 Seine Deutung ist, daß sie ihr Joch verteilen und 7 ihre Fron, ihre Speise, auf alle Völker, Jahr für Jahr, 8 so daß sie viele Länder verheeren. Darum zückt er ständig sein Schwert, 9 um Völker zu morden, ohne Erbarmen (1,17). 10 Seine Deutung (geht) auf die Kittäer, die viele mit dem Schwert vernichten, 11 Jünglinge, Männer und Greise, Frauen und Kinder und (selbst) der Frucht 12 des Leibes erbarmen sie sich nicht. Auf meine Warten will ich treten, 13 auf meinen Turm mich stellen, ich will ausspähen, um zu sehen, was er mir sagen wird, 14 wa[s ich (er?) erwidere au]f meine Zurechtweisung hin. Und JHVH antwortete mir 15 und sprach: Schreibe die Offenbarung nieder und grabe sie ein auf Tafeln, damit eilen kann, der darin 16 liest (2,1-2) ...

VII.

1 Und Gott sprach zu Habakuk, er solle aufschreiben, was (da) kommt über 2 das letzte Geschlecht, doch die Vollendung der Zeit tat Er ihm nicht kund. 3 Und wenn es heißt: Damit eilen kann, der darin liest, 4 geht seine Deutung auf den Lehrer der Gerechtigkeit, dem Gott kundgetan hat all die 5 Geheimnisse der Worte Seiner Knechte, der Propheten. Denn noch ist der Schau 6 eine Frist gesetzt, doch sie drängt zum Ende und trügt nicht (2,3). 7 Seine Deutung ist, daß die letzte Zeit sich in die Länge zieht und länger braucht als (nach) allem, 8 was die Propheten gesagt haben, denn die Geheimnisse Gottes sind wunderbar. 9 Wenn sie verzieht, so harre darauf! Denn sie kommt gewiss und nicht 10 bleibt sie aus /2,3). Seine Deutung (geht) auf die Männer der Wahrheit, 11 die Täter des Gesetzes, deren Hände nicht ablassen vom Dienste 12 der Wahrheit, wenn sich über ihnen die letzte Zeit hinauszieht. Denn 13 alle Zeitabschnitte Gottes kommen nach ihrer Ordnung, so wie Er es 14 ihnen festgelegt hat in den Geheimnissen Seiner Klugheit. Siehe, aufgeblasen, nicht rechtschaffen 15 [ist seine Seele in ihm /2,4)]. Seine Deutung ist, daß sie auf sich verdoppeln 16 [ihre Sünden und] n[icht G]nade finden in ihrem Gericht [... 17 [... Aber der Gerechte wird seines Glaubens leben (2,4).]

VIII.

1 Seine Deutung geht auf alle Täter des Gesetzes im Hause Juda, welche 2 Gott erretten wird aus dem Haus des Gerichts wegen ihrer Mühsal und (wegen) ihrer Treue 3 zum Lehrer der Gerechtigkeit. Doch auch der Reichtum (!) betrügt den anmassenenden Mann, nicht 4 kommt er zur Ruhe, der seinen Schlund weit aufsperrt wie die Unterwelt und er wird wie der Tod nie satt. 5 Es versammeln sich zu ihm alle Völker und es finden sich alle Nationen ein bei ihm. 6 Werden sie nicht alle ein Spottlied über ihn anheben und Sprüche machen über ihn 7 und werden sagen: Wehe dem, der aufhäuft, was nicht sein ist! Wie lange belastet er sich 8 mit Pfand? (2,5f.) Seine Deutung geht auf den Frevelpriester, welcher 9 bei Beginn seines Amtsantrittes unter dem rechten Namen berufen wurde. Doch als er zur Herrschaft gelangt war 10 in Israel, wurde sein Herz hochfahrend, er verließ Gott und [f]iel ab von den Gesetzen um des 11 Reichtums willen. Er raubte und sammelte das Vermögen der "Männer der Gewalttat", die sich gegen Gott empört haben. 12 Und den Reichtum der Völker nahm er, um Sündenschuld auf sich zu häufen und Wege 13 der G[reu]el beging er in jeglicher schmutzigen Unreinheit. Wird es nicht plötzlich sein, daß aufstehen deine 14 Quäler und deine Peiniger erwachen und du ihnen zum Ra[ub]e wirst? 15 Denn du hast viele Völker geplündert und (nun) wird dich der Rest der Völker plündern (2,7). 16 [Die Deutung des Wortes geht au]f den Priester, der sich empört hat 17 [gegen ...] Gesetz[e ....]

IX.

1 seine Plage durch Gerichte des Frevels und Grausamkeiten böser Leiden 2 taten sie an ihm und Racheakte am Leib seines Fleisches. Und wenn 3 es heißt: Denn viele Völker hast du geplündert, (nun) wird dich der 4 Rest der Völker plündern (2,8), geht seine Deutung auf die letzten Priester Jerusalems, 5 welche Reichtum und Gewinn zusammenraffen von der Beute der Völker. 6 Doch am Ende der Tage wird ihr Reichtum samt ihrer Beute in die Hand 7 des Heeres der Kittäer gegeben, denn sie sind "der Rest der Völker". 8 Wegen der Blutschuld an den Menschen, der Gewalttat am La[n]de, an der Stadt und an all ihren Bewohnern. (2,8) 9 Seine Deutung geht auf den [F]revelpriester, den wegen der Schuld am Lehrer 10 der Gerechtigkeit und den Männern seiner Gemeinschaft Gott in die Han[d] seiner Feinde gegeben hat, ihn zu demütigen 11 durch Plagen bis zur Vernichtung in Bitternissen der Seele, darum, [w]eil er sich vergangen hat 12 an Seinen Erwählten. Wehe dem, der bösen Gewinn einheimst in sein [Ha]us, um zu bauen 13 in der Höhe sein Nest, um sich zu retten aus der Hand des Unheils. Du beschlossest Schande 14 für dein Haus, vieler Völk[er] Ende (?) und die Fäde[n] deines [Le]bens. Denn 15 der St[ein aus] der Wand schreit, der Sparren am Gebälk antwortet ihm. (2,9-11) 16 [Die Deutung des Wortes] geht auf den [Prieste]r, der [...]

X.

1 daß ihre Steine der Bedrückung verfallen und die Sparren ihres Gebälks dem Raub. Und wenn 2 es heißt: vieler Völker Ende und die Fäden deines Lebens, 3 ist seine Deutung: das ist das Haus des Gerichts, da Gott 4 Sein Gericht unter vielen Völkern halten wird und von dort führt Er ihn vor zum Gericht 5 und in ihrer Mitte wird Er ihn verurteilen und durch Schwefelfeuer ihn richten. Weh dem, 6 der eine Stadt durch Bluttaten baut und eine Burg auf Unrecht gründet. Nicht wahr, 7 dies ist von JHVH Zebaoth: Völker arbeiten fürs Feuer 8 und Nationen mühen sich ab um nichts (2,12 bis 13). 9 Die Deutung des Wortes geht auf den Lügenpriester, welcher viele verleitet hat, 10 eine Stadt des Trugs durch Blut zu erbauen und eine Gemeinde durch Lüge zu errichten - 11 um ihrer eigenen Ehre willen; um viele im Dienste des Truges sich plagen zu lassen und sie zu belehren 12 in [trü]gerischen Werken, so daß ihre Mühsal umsonst ist, weil sie in 13 Feuergerichte kommen, die da gelästert und geschmäht haben die Erwählten Gottes. 14 Denn die Erde wird voll werden der Erkenntnis der Herrlichkeit JHVHs, wie Wasser 15 das Meer bedeckt (2,14). Die Deutung des Wortes [ist, daß] 16 bei ihrer Umkehr [... ... Mann]

XI.

1 der Lüge. Und darnach enthüllt sich ihnen die Erkenntnis, wie das Wasser 2 des Meeres in Fülle. Weh dem, der seinen Nächsten trinken läßt, indem er beimischt 3 seinen Grimm, ja, (sie) trunken macht, um ihren Festen (!) zuzusehen (2,15). 4 Seine Deutung geht auf den Frevelpriester, der 5 den Lehrer der Gerechtigkeit verfolgte, um ihn zu verschlingen in der Wut 6 seines Grimms. An der Stätte des Exils und zur Zeit des Festtags der Ruhe, 7 des Versöhnungstages, erschien er bei ihnen, um sie zu verschlingen 8 und sie zum Straucheln zu bringen am Ende des Fastens des Sabbaths ihrer Ruhe. Du hast dich gesättigt 9 - mehr mit Schande als mit {Ehre}, so trinke auch du und taumle, 10 zu dir rund kommt der Becher in der Rechten JHVHs und Schmach 11 über deine Ehre (2,16). 12 Seine Deutung geht auf den Priester, dessen Schmach größer war als seine Ehre. 13 Denn er hat die Vorhaut des Herzens nicht beschnitten und wandelte auf Wegen 14 der Völlerei, daß der Durst aufhöre. Doch der Becher des Grimmes 15 [Gott]es wird ihn verschlingen, (noch) zu häufe[n au]f [ihn] seine [Scha]n[de] und Schmerzen 16 [... ... denn der Frevel am Libanon wird auf dir lasten und die Quälerei an den Tieren]

XII.

1 wird {dich} erschrecken, wegen der Bluttaten an Menschen und der Gewalttat am Lande, an der Stadt und allen, die sie bewohnen (2,17). 2 Die Deutung des Wortes geht auf den Frevelpriester, daß man ihm vergelten wird 3 sein Tun, das er an (den) "Armen" getan - denn der Libanon, das ist 4 die Gemeinschaft der Einung und die Tiere, sie sind die Einfältigen Judas, die Täter 5 des Gesetzes - welchen Gott zur Vernichtung verurteilen wird, 6 so wie er geplant hat, (die) "Armen" zu vernichten. Und wenn es heißt: wegen der Bluttaten 7 an der Stadt und der Gewalttaten am Lande, (so) ist seine Deutung: "die Stadt", das ist Jerusalem, 8 in der der Frevelpriester Abscheulichkeiten begonnen und 9 das Heiligtum verunreinigt hat. Und die "Gewalttat am Lande", das sind die Städte Judas, wo er 10 das Vermögen (der) "Armen" geraubt hat. Was nützt das Schnitzbild, daß sein Bildner geschnitzt hat, 11 das Gußbild und das Lügenorakel, daß der Bildner seiner Gebilde darauf vertraut, 12 indem er stumme Götzen macht (2,18). Die Deutung des Wortes geht auf alle 13 Schnitzbilder der Völker, die sie bilden, um sie zu verehren und sich niederzuwerfen vor 14 ihnen, doch die werden sie nicht retten am Tage des Gerichts. Wehe 15 dem, der zum [Hol]ze [spricht]: "Erwache!", ["wach auf!"] zum stummen [St]ein 16 [Der soll Orakel geben? Siehe, er ist gefaßt in Gold und silber,] 17 aber kein Geist ist in ihm. Doch JHVH ist in Seinem heiligen Tempel,

XIII.

1 Stille ist vor ihm alle Welt (2,19f)! Seine Deutung geht auf alle Völker, 2 welche den Stein und das Holz verehren. Aber am Tage 3 des Gerichts wird Gott vertilgen alle die Diener der Götzen und die Frevler von der Erde.

(aus: Maier/Schubert: "Die Qumran-Essener", Reinhardt-Verlag, München, 1991; S. 271-278)


Legenda:

[...] lost text
{Text} suggestion for improvement
(Text) words not contained in the original text, but added to the translation for better understanding.
(?) uncertain reading
[Text] added text

Über den Habakuk-Kommentar:

Die Schrifterklärung der Qumrangemeinde ist von ihrer endzeitlichen Ausrichtung her bestimmt. Alles wird so betrachtet, als wäre es gerade für die gegenwärtige, d.h. die letzte Zeit bestimmt gewesen. Die Propheten wußten demnach um den vollen Gehalt und den eigentlichen Inhalt ihrer Worte gar nicht, erst dem Lehrer der Gerechtigkeit hat Gott ihre genaue Bedeutung offenbart und in der Tradition seiner Auslegung stehen die Kommentare. Dieses hohe Selbstbewußtsein führte gelegentlich zu Freiheiten gegenüber dem überlieferten Bibeltext, der mitunter der beabsichtigen Erklärung einfach angepaßt wurde.
Besondere Bedeutung kommt 1QpHab. (und 4QpNah.) wegen der enthaltenen Anspielungen zu, die zusammen mit dem archäologischen Befund mit einiger Sicherheit eine Datierung auf das angehenden 1. Jh. v. Chr. erlauben. Vielumstritten ist dabei Person und Schicksal des "Lehrers der Gerechtigkeit", seine Bedeutung für seine Gemeinde und sein Verhältnis zu Jesus von Nazareth bzw. dem Christusglauben der Urgemeinde. Dabei wurde aus den Texten (besonders Textlücken!) oft vieles herausgelesen, dessen Fragwürdigkeit auch ein Laie an Hand der Übersetzung leicht erkennen kann. Tatsächlich kann auf eine ganze Reihe von Fragen, v. a. bezüglich der äußeren wie inneren Entwicklung der Gemeinde, überhaupt noch keine sichere Antwort gefunden werden. Bei Hypothesen, die vor einer genauen Erforschung der Texte und ihrer eigenen religionsgeschichtlichen Voraussetzungen Abhängigkeiten festlegen, ist daher äußerste Vorsicht geboten.

(aus Maier/Schubert: "Die Qumran-Essener", Reinhardt-Verlag, München, 1991)

Auf die Lederrolle, die den Habakuk-Kommentar enthält, sind 13 Kolumnen von ursprünglich durchschnittlich je 18 Zeilen geschrieben. Der Anfang der Rolle ist verloren, der untere Rand durch Fäulnis beschädigt, so daß jeweils die letzten Zeilen der Kolumnen fehlen. Der Kommentar erläutert die Kapitel 1 und 2 des Buches Habakuk, indem diese auf die Endzeit bezogen werden. Der ohnehin schwer verständliche Inhalt des prophetischen Buches wird Satz für Satz gedeutet. Die Anspielungen auf bestimmte Ereignisse der Zeitgeschichte bleiben für uns teilweise dunkel. Der Jerusalemer Priesterschaft, die unter Führung des gottlosen Priesters steht, wirft die Gemeinde der Gesetzestreuen Verunreinigung des Heiligtums vor. Sie hat sich um den Lehrer der Gerechtigkeit, dem Gott die Gabe der Schriftauslegung verliehen hat, geschart und hat mit ihm vom Tempel weichen müssen. Der gottlose Priester aber hat den Lehrer der Gerechtigkeit verfolgt und mißhandelt. Ihre Namen werden nirgendwo genannt, so daß sie nicht mehr sicher bestimmt werden können. Aus 1QHab geht deutlich hervor, daß die Gemeinde ihren Ursprung in Jerusalemer Priesterkreisen gehabt hat, wegen ihres strengen Gesetzesverständnisses in Auseinandersetzungen mit dem amtierenden Hohenpriester geriet und sich an einen anderen Ort zurückziehen mußte.

(aus Lohse: "Die Texte aus Qumran", Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt", 1981)

Als letzten aller ihrer Prophetenkommentare haben die Essener denjenigen zum Buch Habakuk verfaßt. Hier wird die unerwartet lange Zeitspanne zwischen dem für das Endgericht errechneten Termin und der Gegenwart des Autors ausdrücklich konstatiert und reflektiert (1QpHab VI,12 - VII,17). Es zeigt sich aber auch, daß die vollständige Erfüllung aller Voraussagen Gottes durch den Propheten Habakuk des Zuwartens bedurft hatte. Der Versteil Habakuk 2,8a - "Du hast viele Völker ausgeplündert; deshalb plündern die übriggebliebenen Völker jetzt dich aus" - wird auf die "in allerjüngster Zeit" geschehene Plünderung des Jerusalemer Tempels durch die Römer im Jahre 54 v. Chr. gedeutet (1QpHab IX,2-7). Die Kupferrolle aus dem Qumran-Funden läßt 124 Jahre später ermessen, welche Reichtümer der Jerusalemer Tempel üblicherweise barg.
Der Habakuk-Kommentar ist recht bald nach diesem Ereignis des Jahre 54 v. Chr. verfaßt worden. Die einzige noch vorhandene, aber so gut wie vollständig erhaltene Schriftrolle mit dem Text dieses Werkes, 1QpHab, stammt bereits aus der Zeit um 50 v. Chr. Bei Abfassung dieses Werkes waren die Römer schon fast ein Jahrzehnt hindurch im Lande. Sie werden hier recht kenntnisreich und detailliert dargestellt, viel genauer als zuvor im Nahum- Kommentar. Sie gelten als Strafinstrument Gottes für die Frevler in Israel. Der Habakuk-Kommentar betrachtet sie nicht als feindselig, sondern zollt ihrer Macht unverhohlene Bewunderung. Als Feinde, die man hätte bekämpfen sollen, galten die Römer des Essenern damals mitnichten.
Nach wie vor ist der bereits 1950 vollständig editierte Habakuk-Kommentar eine unserer Hauptquellen für den Lehrer der Gerechtigkeit und für die näheren Umstände bei seiner Gründung der Essener um 150 v. Chr. Doch finden sich auch über die Datierung der Römer hinaus Bezugsnahmen auf die eigene Zeit des Autors.
Der interessanteste Befund solcher Art ist, daß hier als Hauptgruppen des palästinischen Judentums neben den Essenern - als von ihnen "abtrünnig" - die Pharisäer, der Neue Bund und die Sadduzäer aufgeführt werden (1QpHab, 16 - II,10). Die Reihenfolge ihrer Nennung entspricht möglicherweise der Mitgliederstärke dieser konkurrierenden Gruppen bei Abfassung des Habakuk-Kommentars. Als letzte werden jedenfalls die politisch zwar einflußreichen, aber notorisch mitgliederschwachen Sadduzäer genannt. Einer der Hauptvorwürfe gegen sie ist im Habakuk-Kommentar, daß sie nur die Tora als Autorität göttlicher Offenbarung anerkennen, nicht aber die Schriften der Propheten, obwohl "Gott darin alles (im voraus) dargelegt hat, was (in der letzten Phase der Geschichte) über sein Volk Is[rael] kommt" (1QpHab II,9-10). So hatte es dank göttlicher Eingebung der Lehrer der Gerechtigkeit einstmals festgestellt (II,6-9), und diese besondere Autorität gerade der biblischen Prophetenbücher war denn auch die Grundlage aller essenischen Prophetenkommentare bis hin zum Pescher Habakuk.

(aus Stegemann: "Die Essener, Qumran, Johannes der Täufer und Jesus", Herder, Freiburg, 1993)


Fußnoten

1 oder vorne