Das folgende ist einer freien Übersetzung der Responsa von Rabbi Moshe Feinstein, z"l, bezüglich der Gebete und Noachiden, entnommen.[1] Die Zitate aus dem TaNaKh entstammen der revidierten Elberfelder Bibel.
Wenn ein Noachide betet, erwirkt er sicher Belohnung - wir wir es vom Propheten Jesaja (56:7) lernen: "Denn mein Haus wird ein Bethaus genannt werden für alle Völker."
Obwohl es ihnen nicht befohlen wurde, ist es offensichtlich, dass ein Noachide eine Mitzvah[2] erfüllt, wann immer er betet.
Wenn ein Noachide in persönliche Not gerät, wird von ihm definitiv erwartet, dass er zu G-tt betet. Ein solches Gebet demonstriert einen grundlegenden Glauben in G-tt und zeigt ferner sein Vertrauen darauf, dass nur Er allein Nahrung hervorbringt, dass nur Er allein heilt. Jemand, der in seiner Not nicht zu G-tt betet, demonstriert hingegen, dass er nicht auf Ihn vertraut, sondern auf andere Mächte.
Es stellt sich die Frage, ob ein Noachide auch eine Belohnung erwirkt, wenn er lediglich in seinen Gedanken betet - oder ob er sich dabei verbal ausdrücken muss. Wir kommen zu dem Schluss, dass er für ein nur "gedachtes" Gebet nicht belohnt wird, da ein solches Gebet nicht in angemessener Weise ausgeführt wurde. Da das Gebet ein Übereinkommen zwischen dem physikalischen Wesen und dem persönlichen G-tt darstellt, muss auch Physikalität zur Erstellung dieses Übereinkommens verwendet werden - was ein verbales Gebet bedeutet.
Das Gebet eines Noachiden sollte nicht ausschließlich aus Bitten bestehen, sondern auch das Lob G-ttes einschließen.
Die Tatsache und Erfahrung des Betens zu G-tt (es sollte selbstverständlich sein, dass es verboten ist, zu irgend jemandem/etwas anderem zu beten) kennt keine Grenzen. Ob man G-tt für seine Wünsche und Bedürnisse bittet, um Hilfe in Zeiten der Gefahr oder Bedrängnis - oder sich in tiefes, meditatives Gebet versenkt, um höhere Ebenen der Spiritualität zu erreichen: Das Gebet ist immer eine mystisches Erfahrung, eine Zwiesprache mit dem unendlichen Schöpfer der eigenen Seele. Durch Gebet kann ein Mensch sein Bewusstsein von allem Materialismus und allem Physischen befreien, sich selbst von seiner animalischen Natur trennen, und ein völlig geistiges Wesen werden. Durch Gebet lässt sich eine Ebene erreichen, die der der Prophetie nahe kommt.[3]
König David schrieb (Ps. 117:1): "Lobt den HERRN, alle Nationen! Rühmt ihn, alle Völker!" Dieser Vers aus den Psalmen bezieht sich ganz speziell auf die Gebete der Bnai Noach.
"Und die Taube kam um die Abendzeit zu ihm (zurück), und siehe, ein frisches Olivenblatt war in ihrem Schnabel. Da erkannte Noah, daß die Wasser auf der Erde weniger geworden waren. Und er wartete noch weitere sieben Tage und ließ die Taube hinaus; da kehrte sie nicht mehr wieder zu ihm zurück." (Gen 8:10-12)
Diese Taube mit dem Olivenblatt in ihrem Schnabel ist das universelle Friedenssymbol. Der Talmud (Eruwin 18) lehrt, dass die Taube sagte: "Lieber soll meine Nahrung in der Hand des Heiligen, gelobt sei Er, bitter sein wie das Olivenblatt - als süß wie Honig in der Hand von Fleisch und Blut."
"Siehe, ich sende euch den Propheten Elia, bevor der Tag des HERRN kommt, der große und furchtbare. Und er wird das Herz der Väter zu den Söhnen und das Herz der Söhne zu ihren Vätern umkehren lassen." (Mal. 3:23f)
Fußnoten | |
---|---|
1 | Iggrot Moshe, Orach Chaim, volume 2, responsum 25, pages 196-198 |
2 | Chaim Clorfene und Yakov Rogalsky weisen in ihrem Buch "The Path of the Righteous Gentile" darauf hin, dass das hebräische Wort "Mizvah" auch "Verbindung mit G-tt" ("connection with G-d") bedeutet |
3 | Jerusalem, Eye of the Universe, Kaplan, chapter 5 |