(Auszüge aus der gleichlautenden Broschüre, herausgegeben von "Echos of Emmanuel", Athens, Tenn., USA)
Bnai Noach, oder Söhne Noachs, ist die talmudische Bezeichnung für die Menschheit. Laut der Bibel sind wir alle Nachkommen von einem Mann, nämlich von Noach, nach der Flut, und sind somit Noachs Söhne oder Kinder (Gen Kap. 10).
Ja, jedoch nicht unter dieser Bezeichnung. Fragen Sie sich selbst, worin bestand der Glaube von Henoch, Noach, Sem, Jethro und anderen, die vor der Sinai-Offenbarungen lebten? Das heißt, bevor es Juden oder Israel gab? Ganz offensichtlich hatten sie einen Glauben, sowie Lebensnormen und Gebote, denen sie folgten. Sie erfreuten sich einer vollen von inhaltsreichen Verbindung zu G-tt dem Schöpfer. Der Talmud diskutiert die Einzelheiten dieses Glaubens, der in verschiedenen Kapitel der Genesis zum Vorschein kommt. Eine der treffendsten Beschreibungen findet sich in der Enzyclopedia Brittanica unter dem Leitwort "Noachide Laws": "... eine talmudische Beschreibung für die sieben Gebote, die Adam und Noah vor der Offenbarung am Sinai gegeben wurden und folglich für alle Menschen verbindlich sind" (The New Enzyclopedia Britannica: Micropaedia, 15th ed., vol 8, p. 737).
Dies ist ein weit verbreitetes Mißverständnis des Torah-Glaubens. Bekanntlich sind acht der zehn Gebote des Dekalogs negativ, d.h. Verbote. Beispielsweise ist das Verbot des Ehebruchs nicht etwas negatives, sondern es weist auf die zentralste und folgenschwerste Bedrohung der sexuellen Erfüllung des Menschen hin. In diesem Sinn hat es eine schützende und damit ganz positive Funktion. Oder, denken wir an die sogenannte "negative" Goldene Regel von Rabbi Hillel: "Was du nicht willst, daß man dir tu, das füg auch keinem anderen zu". Ist dies wirklich Negativ? Nicht, wenn wir gründlich darüber nachdenken. Es schließt das positive mit ein, indem es durch sein Verbot dessen, was wir von Seiten eines anderen unangenehm wäre, das unterbindet, was sein gutes Verhalten dir gegenüber stören würde! Von den insgesamt 613 Geboten, die Israel gegeben wurden, sind 365 negativ und 248 positiv. Wenn man sie alle zusammen studiert, zeigt sich, daß die negativen die positiven ausfüllen und balancieren.
Jesaja Kap. 2 und 11 sprechen davon, daß alle Völker nach Jerusalem kommen und die Wege G-ttes erlernen werden, was dann zur messianischen Zeit führt, in der die Erde mit der Erkenntnis G-ttes erfüllt sein wird, wie das Meer den Meeresboden bedeckt (Sach 14,9). Ganz offensichtlich besagt das nicht, daß die ganze Welt buchstäblich jüdisch werden müßte. Jedoch können alle Völker über G-tt belehrt werden und G-ttes Wege für diesen Planeten lernen. Der noachidische Begriff ist ein Anfang auf dieses große Ziel hin.
Am 20.03.1990 unterzeichnete Präsident G.Busch als Gesetz eine historische Gemeinsame Resolution der beiden Häuser des Congresses, die die "Sieben Noachidischen Gesetze" als die "Grundlage jeder menschlichen Gesellschaft seit Beginn der Zivilisation" anerkennt und die USA auffordert, "die Welt zu den ethischen und moralischen Werten zurückzuführen, die in den Sieben Noachidischen Gesetzen enthalten sind" (H.J.Res 104, Public Law 102-4).