Qumran
Wer schrieb die Schriftrollen vom Toten Meer
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg, 1994
ISBN 3-455-11024-X
544 Seiten, gebunden
58,-- DM
Originalausgabe: Who wrote the Dead Sea Scrolls, Charles
Scribner's Sons, New York, 1994
Übersetzung: Olga Rinne und Joachim Rehork
Persönliche Bewertung und Kritik:
Für Einsteiger - Empfehlung:
noch nicht möglich
Norman Golb verfolgt in diesem Buch seine ganz eigene Theorie der Schriftrollen: Sie sind nicht essenischen Ursprungs, sondern entstammen Bibliotheken in Jerusalem. Ausgehend von der Tatsache, dass die Rollen kein einheitliches Bild einer bestimmten Glaubensrichtung abgeben, erarbeitet sich der Autor weitere Argumente, die dagegen sprechen, dass die Rollen in Qumran, dem Ort der nahe den Fundstellen liegt, geschrieben wurden.
Die These verdient zumindest Beachtung.
So haben Meldungen im Februar 1998 davon berichtet, dass der Archäologe
Jizhar Hirschfeld einen Kilometer von En Gedi entfernt eine Siedlung ausgegraben
habe, die den Beschreibungen des Plinius entspräche. Diese Beschreibungen
wurden bisher von den meisten Rollen-Experten auf Qumran bezogen.
Auch 1999 beschäftigen sich
die "Weltwoche" (19/99) und das Magazin "Focus" (14/99) mit der Frage,
ob die Verbindung "Schriftrollen = Qumran = Essener" nicht zu voreilig
gezogen wurde. Vor allem der Wissenschaftler Ferdinand Rohrhirsch bemängelt
in den Artikeln, dass die Ausgrabungen zu früh ein Ergebnis brachten,
das eher ein ideologisches als ein wissenschaftliches war. Die Qumranforschung
müsse eigentlich von Neuem beginnen.
Klappentext:
"Die Schriftrollen vom Toten Meer,
nach ihrem Fundort auch Qumranrollen genannt, zählen zu den wichtigsten
und geheimnisvollsten Handschriften der Kultur- und Religionsgeschichte.
Norman Golb, anerkannte Autorität
in der Erforschung des antiken und mittelalterlichen Judentums, formuliert
die Gegenthese zur seit vielen Jahren gängigen Auffassung über
die Autoren der Rollen: Sie stammen nicht von der "Sekte
der Essener", die bis ca. 68 n. Chr. angeblich in Qumran lebte, sondern
aus Bibliotheken in Jerusalem. Um die kostbaren Texte vor oder während
der Belagerung durch die Römer in Sicherheit zu bringen, wurden sie
vor dem Fall der Stadt und der Zerstörung des Tempels im Jahr 70 n.
Chr. in den Höhlen am Toten Meer und an anderen Orten der judäischen
Wüste versteckt. Nach der überzeugend begründeten Auffassung
Golbs belegen die Schriftrollen sehr anschaulich die große Vielfalt
der Literatur des Judentums in zwischentestamentlicher Zeit und werfen
neues Licht auf die Verbindungen zwischen Judentum und Christentum.
Sorgfälitg und detailliert
beschreibt der Autor die Ausgrabungen am Toten Meer, die nach neuesten
Einschätzungen die "Sekten-Siedling" als hasmonäische Festung
ausweisen. Er stellt die Qumranrollen in den Zusammenhang anderer Schriftfunde
aus der Zeit von 100 v. Chr. bis 70 n. Chr. und durchleuchtet die traditionellen
Interpretationen der Rollen und anderer Texte im Hinblick auf das "Essener-Dogma".
Besonders erhellend sind die Kapitel, in den Golb kritisch mit der Veröffentlichungspolitik
der Schriftrollen ins Gericht geht und enthüllt, welche Interessen
hinter bestimmten akademischen Intrigen standen.
Norman Golb verbindet in seiner
klaren und überzeugend aufgebauten Darstellung immer wieder archäologische,
historische, theologische und paläographische Erkenntnisse und Überlegungen
zu einer fundierten Kritik an einem wissenschaftlichen Dogma und der Präsentation
einer neuen Theorie über die Herkunft der Schriftrollen vom Toten
Meer."
Inhalt:
Vorwort
Teil I
EINE NEUE THEORIE ÜBER DEN
URSPRUNG DER SCHRIFTROLLEN
1. Das Qumranplateau
2. Die Handschriften der Juden
3. Die Entdeckungen der ersten
Schriftrollen
4. Die Qumran-Essener-Theorie:
Ein Paradigma wird überprüft
5. Die Kupferrolle, die
Manuskripte aus Masada und die Belagerung Jerusalems
6. Die Herkunft der Rollen: Rengstorfs
Theorie und Edmund Wilsons Reaktion
Teil II
WISSENSCHAFT, POLITIK UND DIE SCHRIFTROLLEN
VOM TOTEN MEER
7. Die Tempelrolle, die Werke
der Torah und das Dilemma der Qumranforscher
8. Der Wille zur Macht und der
Zerfall des Schriftrollenmonopols
9. Mythos und Wissenschaft in der
Welt der Qumranforschung
10. Die Entwicklung und Zuspitzung
der Kontroverse
11. Die New Yorker Konferenz und
einige akademische Intrigen
12. Die Bedeutsamkeit der Schriftrollen
Epilog: Judentum, Christentum und die Schriftrollen
ANHANG
Glossar
Anmerkungen
Ausgewählte Literatur
Register
Vom Autor gibt es noch einen Aufsatz in: