Was ist das geschriebene Gesetz?

Das geschriebene Gesetz besteht aus den Büchern der hebräischen Bibel, dem Tanakh. Es sollte angemerkt werden, daß der Begriff "Bibel" häufiger von Nicht-Juden benutzt wird, ebenso wie die Begriffe "Altes Testament" und "Neues Testament". Der unter Juden gebräuchliche Begriff für die hebräische Bibel ist "Tanakh". Tanakh ist eine Abkürzung für Torah, Neviim, und Ketuvim.

Die Torah ist ebenfalls bekannt als der Chumash, Pentateuch, oder die fünf Bücher Moses. Das Wort Torah hat dies folgenden Bedeutungen:

  1. Eine Schriftrolle, welche aus kosherem Pergament hergestellt und von einem Sofer (einem rituellen Schreiber) mit demvollständigen Text der fünf Bücher Moses Versehen wurde. Dies ist die restriktivste Definition.
  2. Häufiger meint dieser Begriff dem Text der fünf Bücher Moses, in beliebiger Form niedergeschrieben, entweder in einer Torah-Rolle, einem Paperback-Buch, auf CD-ROM, oder beliebigem anderen Material.
    Jede gedruckte Version der Torah (mit oder ohne Kommentaren) kann Chumash oder Pentateuch genannt werden. Wie auch immer, man bezeichnend nie eine Torah-Rolle als Chumash!
  3. Der Begriff Torah kann aber auch das jüdische Gesetz in seinem gesamten Umfang bezeichnen! Des bezieht sowohl das geschriebene als auch das mündliche Gesetz ein, welches die Mishna, den Midrash, dem Talmud und sogar spätere Kommentare beinhaltet. Diese Definition des Wortes Torah ist wahrscheinlich die gebräuchlichste unter orthodoxen Juden. Normalerweise läßt sich am Kontext erkennen, welche Definition gemeint ist.

Welches sind die Bücher des Tanakh?

Die Torah (im restriktiven Sinne des Wortes) enthält diese fünf Bücher: Genesis (Bereshit), Exodus (Shmot), Levitikus (Vajikra), Numeri (Bamidbar), und Deuteronomium (Dewarim).

Der zweite Teil des Tanakh sind die Neviim, die Bücher der Propheten, und besteht aus den Büchern: Josua, Richter, I+II Samuel, I+II Könige, Jesaja, Jeremia, Hesekiel, Hosea, Joel, Amos, Obadja, Jona, Micha, Nahum, Habakuk, Zephanja, Haggai, Sacharja, und Maleachi. Die letzten zwölf werden Zusammenhang auch als "Trej Asar" (die 12, auch Dodekapropheton) bezeichnet.

Der dritte Teil des Tanakh sind die Ketuvim (Schriften). Er besteht aus den Büchern: Psalmen, Sprüche, Hiob, Hoheslied, Ruth, Klagelieder, Prediger, Esther, Daniel, Esra und Nehemia, I+II Chronik. Es ist zu beachten, daß die Daniel-Version der christlichen Bibel Stücke enthält, die von jüdischer Seite nicht als kanonisch akzeptiert werden.

Anmerkung: die Aufteilung der Bücher Samuel, Könige und Chronik in zwei Teile ist ein Artifakt der christlichen Buchdrucker. Die Werke waren einfach zu dick, um als einzelner Band gefertigt werden zu können.

Wer schrieb die Torah?

Traditionelle Antwort

Die wesentlichste Grundlage des Judentums ist der fundamentale Glauben in die Offenbarung am Berg Sinai, wo Gott Moses und den Kindern Israel seinen Willen in Form von Gesetzen und Prinzipien kundgetan hat. Diese Gesetze, auch Mitzvot genannt, sind der Kern der Torah. Die Tradition lehrt uns, daß die ersten fünf Bücher (Pentateuch) Moses direkt von Gott diktiert wurden, ohne daß sich Moses in irgend einer Form "in Trance" befand.

Die Bücher der Propheten wurden diesen von Gott auf verschiedene Weise übermittelt (zum Beispiel durch Träume oder Visionen) und sodann von ihnen niedergeschrieben in ihren eigenen Worten. Gott kommunizierte mit allen Propheten (außer Moses) durch Träume oder Visionen. Daher werden diese Schriften eine Stufe "niedriger" eingeordnet als jene von Moses.

Die Ketuvim (Schriften) sind das Resultat göttlicher Inspiration, welche wiederum eine Stufe "niedriger" als Prophetie ist. Visionen aus den Schriften sind mehr mystischer Natur und können als Allegorien betrachtet werden. Anders als Prophetien müssen diese sich nicht erfüllen.

Moderne Antwort

Weil das Leben noch nicht kompliziert genug ist, sind sich das orthodoxe und das konservative Judentum uneinig in dem Punkt, was die eigentliche Aussage der Offenbarung am Berg Sinai betrifft. Traditionell lehrten die meisten Rabbiner, daß jedes Wort der Torah (ausgenommen Schreibfehler) Wort für Wort das Wort Gottes sind. Vom orthodoxen Standpunkt aus betrachtet bedeutet die konservative Schule eine große theologische Abweichung, da sie die Ergebnisse moderner archäologischer und linguistischer Forschung akzeptiert, genau wie historisch kritische Bibeluntersuchung. Verbinden wir diese Ideen mit dem Fakt, daß Gott nicht wie ein Mensch ist, und daher auch nicht wie ein Mensch spricht, lehrt die konservative Bewegung, daß die Torah nicht ein langes Zitat Gottes ist, sondern vielmehr ein menschliches Dokument, welches in Antwort auf Gottes Offenbarung seiner selbst am Berg Sinai geschrieben wurde.

Innerhalb der konservativen Bewegung gibt es im Grunde genommen zwei Meinungen im Bezug auf den Inhalt der Offenbarung. Solomon Schechter ist ein gutes Beispiel der Traditionalisten, welche Experte steht wechseln, daß Gott nicht nur seine Existenz offenbart hat. Gott gab Israel auch spezielle Ideen und Gebote, auch wenn die Form, in welcher diese gegeben wurden, sich nicht mit Worten beschreiben läßt. Ob nun Worte benutzt wurden, um die Ideen zu übermitteln, ist irrelevant: was relevant ist, ist die übermittelte Bedeutung. Der Text unserer Torah ist daher eine Aufzeichnung von menschlichen Antworten auf die göttlichen Gebote. Diese Position verbindet orthodoxe und konservative Theologie, und wird tatsächlich von einigen orthodoxen Juden akzeptiert.

Elliot Dorf ist ein gutes Beispiel der Modernisten, welche explizit lehren, daß Gott keine speziellen Ideen oder Gebote in irgendeiner Form offenbarte. Stattdessen offenbarte Gott seine Existenz, teilte jedoch weder Moses noch den späteren Propheten irgendwelche Inhalte mit. Die Torah hingegen ist ein literarisches Dokument, welches als Ergebnis von Israels Begegnungen mit dem Göttlichen erstellt wurde. Daher sind alle in ihr enthaltenen Gesetze nur als "semi-göttlich" zu verstehen, da sie nicht Gottes Willen zum Ausdruck bringen, sondern vielmehr unsere besten Versuche des Verstehens desselben zum Ausdruck bringen. Diese Position verbindet Reform- und konservative Theologie, und wird tatsächlich von einigen Reformjuden akzeptiert.

Viele Reformjuden gehen noch einen Schritt weiter: die Schriften der Lehrer und Führer des Reformjudentums verneinen explizit, daß eine historische Offenbarung am Berg Sinai überhaupt stattgefunden hat. Stattdessen schlagen sie etwas vor, das sie "progressive Offenbarung" nennen, in welcher der Mensch mit der Zeit Gott immer besser kennenlernt.

Diese Idee progressiver Offenbarung ist nicht neu und kann in der Tat mit konservativer und orthodoxer Theologie kompatibel sein, wie wenn es Teil eines größeren Systems ist. Traditionelle Juden glauben, das göttliche Inspiration auch heute noch stattfindet. Der Teil der Reform-Theologie, der neu ist, ist die außergewöhnliche Behauptung, daß unsere Vorfahren zum großen Teil nicht von Gott inspiriert waren, wie es die Tradition besagt, und daß es nur späteren Generationen vorbehalten ist, daß ein Mensch Gott besser kennenlernen kann. Da sich Gott jedoch nicht ändert, und die Menschheit im Prinzip die selbe ist wie vor 4000 Jahren, wie kann ein Mensch dann Gott besser kennen - es sei denn, Gott inspiriert den Menschen irgendwie? Und wenn Gott das heute tun kann, warum sollte er es damals nicht gekonnt haben?

Die meisten Rekonstruktionisten verleugnen explizit, das die Torah auf irgendeine Weise inspiriert ist (siehe z.B. die Schriften von Mordechai Kaplan) und betrachten sie daher nur als Folklore des jüdischen Volkes, wenn auch als eine Folklore von größter Bedeutung. Sie behaupten weiterhin, daß die traditionellen Mitzvot im mündlichen und geschriebenen Gesetz in keiner Weise bindend sind, sondern lediglich kulturelle Signifikanz haben. Es sollte angemerkt werden, daß einige der heutigen neuen rekonstruktionistischen Rabbiner diese Theologie öffentlich in Frage stellen, und einen mehr traditionellen Standpunkt einnehmen, auch wenn dieser Trend unter Ihren Laien noch nicht um sich gegriffen hat.

Wieviel an der Torah nun von Gott und wieviel von uns ist, ist nicht so sicher, und auf diese Idee gibt es zwei mögliche Reaktionen: die traditionell-konservative Reaktion ist zuzugeben, daß "wir die Spreu nicht vom Weizen trennen können" - und somit die Mitzvot der Torah als bindend zu betrachten. Gehen mehr Liberale Seite (Reformer und Rekonstruktionisten) bestehen darauf, daß sowohl das geschriebene als auch das mündliche Gesetz nur eine menschliche Schöpfung sei, und somit für niemanden verbindlich ist (dennoch sollten sie gelehrt werden, und auf Wunsch auch ausgeführt).

Was ist das mündliche Gesetz?

Sogar ein nur flüchtiges Lesern der Torah läßt erkennen, daß es zusammen mit einer mündlichen Tradition überliefert wurde. Viele Begriffe und Definition, welche im geschriebenen Gesetz benutzt werden, sind völlig undefiniert. Viele grundlegende Konzepte, wie zum Beispiel die Shekhita (das koshere Schlachten von Tieren), Scheidung und die Rechte des Erstgeboren, setzen alle eine allgemeine Kenntnis voraus, und werden nicht näher erklärt. Es gibt Dutzende von Fällen durch die ganze Torah, welche annehmen, daß der Leser mit den Details vertraut ist - aus der ungeschriebenen (mündlichen) Tradition. Kurz gesagt: das mündliche Gesetz teilt uns mit, wie wir die Mitzvot erfüllen sollen.

Wie wurde uns das mündliche und das geschriebene Gesetz übermittelt?

Vor der Zerstörung des ersten Tempels im Jahre 586 v.u.Z. war das Gesetz in der Hand der Propheten (Neviim) und Priester (Leviten). Als Israel unter persische Herrschaft kam, kam es mit der Rückkehr des Propheten Esra zu einer bedeutenden Veränderung. Die Verantwortlichkeit der Lehre und der religiösen Führerschaft lag nun in der Hand der Gelehrten, die auch Soferim (Schreiber/Schriftgelehrte) genannt wurden.

Was ist die "große Versammlung" (Anshej Knesset HaGedolah)?

Eine Versammlung von 120 Rabbinern. Sie amtierte in der Periode zwischen der Zeit der Propheten bis zur Zeit der Entwicklung des rabbinischen Judentums um 70 u.Z. Dies umfaßt eine Zeit von ungefähr zwei Jahrhunderten. Die Tradition lehrt uns, daß sie die Bücher Hesekiel, die zwölf kleinen Propheten, und die Bücher Daniel und Esther redigierten. Sie verfaßten auch die Shmoneh Esreh, das stehende Gebet (die Amidah) bestehend aus 18 (später 19) Gebeten, das auch heute noch von Juden rezitiert wird. Sie kanonisierten den Tanakh (die hebräische Bibel). Das wichtigste: sie verfügten eine Demokratisierung der jüdischen Erziehung, machten die Torah zum Besitz aller, anstatt nur zum Besitz der Priester.

Wer waren die Zugot ("Paare")?

Nach einer Zeit relativer Ruhe unter persischer Herrschaft eroberten die Griechen das Heilige Land. Über ein Jahrhundert war Israel das Schlachtfeld für die Armeen der Ptolemäer und Seleukiden. Das Resultat: das jüdische Heimatland war politisch, ökonomisch, und spirituell zerrissen. Während dieser Zeit war die jüdische Führerschaft in den Händen der Zugot.

Der Begriff "Zugot" bezieht sich auf die beiden Köpfe des Sanhedrin (große Versammlung). Der Sanhedrin war der Vorläufer der "großen Versammlung", und fungierte als legislativer Körper des jüdischen Volkes. Der Kopf des Sanhedrin war der Nasi (Präsident) und sein Stellvertreter war der Aw Bet Din (Vater der Versammlung). Für eine Periode von ca. 100 Jahren waren die Zugot die spirituellen Führer des jüdischen Lebens und die Übermittler des mündlichen Gesetzes. Diese Zugot waren:

Yose ben Yoezer von Sereda  Yose ben Yohanan
Yehoshua ben Perahyah Mattai (oder Nittai) oder Arbel
Yehudah ben Trabbai Simeon ben Shetah
Shemayah Abtalion
Hillel d.Ä. Shammai

Was ist die Mishna?

Das hebräische Verb "shanah" bedeutet wörtlich "zu wiederholen (was man gelehrt wurde) und wird benutzt mit der Bedeutung "zu lernen". Der Begriff "Mishna" meint im Grunde das gesamte jüdische Gesetz, wie es sich bis zum Jahr 200 u.Z. entwickelt hat, als es schließlich von Rabbi Yehudah haNasi (Yehudah der Fürst) redigiert wurde. Er wird gewöhnlich nur mit "Rabbi" bezeichnet.

Vor der Zeit von Rabbi wurde das jüdische Gesetz nur mündlich überliefert; es war ausdrücklich verboten, das mündliche Gesetz aufschreiben und zu veröffentlichen, da jedes Schriftstück unvollständig und somit Gegenstand von Fehlinterpretation und Mißbrauch würde. Dennoch wurde dieses Verbot noch großer Debatte aufgehoben als klar wurde, daß dies der einzige Weg zur Sicherstellung der weiteren Überlieferung und Wahrung war. Um das Material vor Verlust zu bewahren, übernahm Rabbi die Redaktion der Mishna. Er tat dies nicht aus eigenem Ermessen, sondern untersuchte die Tradition bis zurück zur "Großen Versammlung". Einige Traktate waren bereits fertiggestellt; diese ergänzte er lediglich.

Die Mishna besteht aus sechs Ordnungen (Sedarim). Des erklärt den traditionellen Namen für den Talmud: "Shas". "Shas" ist einfach eine Abkürzung von "Shishah Sedarim" (sechs Ordnungen). Jede dieser sechs Ordnungen enthält zwischen sieben und zwölf Traktate, "Masekhot" genannt. Jedes dieser Traktate ist in kleinere Einheiten, "Mishnayot" genannt, unterteilt.

In welcher Beziehung stehen Mishna und Torah?

Die Mishna enthält detaillierte Instruktionen für die Befolgung der Regeln, die in der Torah nur grob umrissen werden.

Was ist nun Bestandteil wovon? Wir müssen eines in Erwägung ziehen: obwohl die wesentlichen der jüdischen Gesetze zeitgleich offenbart bzw. entwickelt wurden, sind ursprünglich nur die grundlegenden Mitzvot (ohne die Instruktionen, wie sie zu erfüllen sind) niedergeschrieben worden. Die Mishna wurde Jahrhunderte später geschrieben, daher haben beide ähnliche Form. Da die Mishna jedoch alle Gesetze der Torah enthält - und darüber hinaus weitere Informationen vermittelt - könnte man sagen, daß die Torah in der Mishna enthalten ist.

Wenn wir später auf den Talmud zu sprechen kommen, werden wir sehen, daß die Mishna Bestandteil des Talmud ist, da der Talmud die komplette Mishna genau wie zahlreiche zusätzliche Informationen enthält.

Welches sind die Ordnungen der Mishna?

  1. Erste Ordnung: Zeraim (Saaten). 11 Traktate. Sie handelt von landwirtschaftlichen Gesetzen und Gebeten.
  2. Zweite Ordnung: Moéd (Festtage). 12 Traktate. Sie bezieht sich auf die Gesetze von Shabbat und Festtagen.
  3. Dritte Ordnung: Nashim (Frauen). 7 Traktate. Betrifft Heirat und Scheidung.
  4. Vierte Ordnung: Nesikin (Schäden). 10 Traktate. Beschäftigt sich mit Zivil- und Kriminalgesetz.
  5. Fünfte Ordnung: Kodashin (Heilige Dinge). 11 Traktate. Dies beinhaltet Opferriten, den Tempel, und die Speisegesetze.
  6. Sechste Ordnung: Toharot (Reinheit). 12 Traktate. Sie bezieht sich auf Rituale und die Gesetze der Reinheit der Familie.

Was ist die Tosefta?

Die Mishna ist eine grundlegende Kompilierung des mündlichen Gesetzes, und wurde um das Jahr 200 u.Z. niedergeschrieben. Es gibt jedoch noch eine weitere Kompilierung des mündlichen Gesetzes aus derselben Zeit, welche annähernd die gleiche Autorität besitzt: dies ist die Tosefta. Rashi schreibt (in seinem Kommentar zu Sanhedrin 33a), daß die Mishna von Rabbi Yehudah HaNasi in Zusammenarbeit mit den Mitgliedern der "Großen Versammlung" redigiert wurde, während die Tosefta von den Rabbinern Hiyya und Oshaiah selbst verfaßt wurde; daher ist die Tosefta weniger autoritativ. Im Grunde genommen ist die Tosefta eine Ergänzung der Mishna.

Das Wort "Tosefta" bedeutet "Ergänzung". Die Tosefta ist ein halachisches Werk, welches in seiner Struktur fast exakt der Mishna entspricht, mit den selben Unterteilungen in Ordnungen und Traktate. Es ist hauptsächlich in Mishna-Hebräisch geschrieben, mit einigen wenigen aramäischen Abschnitten.

In welcher Beziehung stehen Tosefta und Mishna?

Die Tosefta wurde schon immer als kurz nach der Redaktion der Mishna entstanden betrachtet, und schien als Ergänzung zu ihr zu fungieren. Die meisten Texte der Tosefta stimmen fast wörtlich mit der Mishna überein und weichen oft nur leicht davon ab. Die Tosefta gibt Namen von Autoren für Gesetze an, welche in der Mishna anonym sind; auch erweitert sie die Mishna mit zusätzlichen Anmerkungen und Diskussionen.

Sie fungiert wie ein Kommentar zu nicht zitiertem Mishna-Material; sie bietet zusätzliches Haggada- und Mishna-Material, und gelegentlich widerspricht sie der Mishna in halachischen Entscheidungen oder in der Angabe, in wessen Namen ein Gesetz erlassen wurde.

Was sind Gemara und Talmud?

Das Wort "Gemara" bedeutet Hinzufügung; die Gemara ist eine Ergänzung der Mishna. Interessanterweiser gibt es zwei Gemarot - obwohl es nur eine Mishna gibt. Beide wurden über mehrere Jahrhunderte hinweg von vielen Rabbinern entwickelt. Eine Gemara wurde in Israel entwickelt und wird Yerushalmi - die andere in Babylonien und wird Bavli genannt. Die Gemara wird niemals für sich gedruckt, sondern immer zusammen mit der Mishna.

Hat man die babylonischen Gemara und die Mishna zusammen gedruckt, nennt man dies "Talmud Bavli" (Babylonischer Talmud). Die israelische Gemara zusammen mit der Mishna wird Talmud Yerushalmi (Jerusalemer Talmud, oder Palästinischer Talmud, oder Talmud von Israel) genannt.

Bedenke immer, daß die Gemarot sich nicht nur strikt an den Text halten - sondern auch eine größere Menge zusätzlichen Materials bieten, welches nur an die Mishna angelehnt ist. Segen ergänzen die Mishna mit haggadaischem Material und biblischen Erklärungen, und sind eine Quelle für Geschichte und Legenden.

Was ist der Talmud?

Das Wort "Talmud" bedeutet wörtlich soviel wie "Studium". Der Talmud wird manchmal auch Shas genannt - dies ist eine Abkürzung für "Shisha Sedarim" (sechs Ordnungen), ein Bezug auf die sechs Ordnungen der Mishna.

Wie bereits weiter oben bemerkt, gibt es zwei verschiedene als Talmud bekannte Werke: eine ist der Jerusalemer Talmud, der andere der Babylonische Talmud. Letzterer ist weit mehr gebräuchlich und autoritativ - wenn also jemand von "Talmud" spricht, meint er meist den Babylonischen Talmud. Spricht jemand von "der Gemara", meint er in Wirklichkeit die Gemara des Babylonischen Talmud. Sprechen sie vom Jerusalemer Talmud, werden sie dies explizit sagen.

Für alle praktischen Angelegenheiten ist der Talmud das wichtigste jüdische Gesetzeswerk. Man könnte meinen, dies sollte eigentlich die Torah sein - aber die Torah zählt die Regeln lediglich auf; sie sagt uns sehr wenig darüber, wie wir sie befolgen und auf verschiedene Umstände anwenden sollen. Genau dafür ist der Talmud da. Auch wenn es sich hier nicht um Gesetzestext handelt (dafür wurden andere Werke geschaffen), finden sich hier die ultimativen Quellen, welche benutzt werden, um alle Angelegenheiten von Halacha (jüdischem Gesetz) zu entscheiden.

Orthodoxe Rabbiner studieren den Talmud gründlich - wenden ihn jedoch selten an; sie betrachten Aussagen in späteren Gesetzeswerken als bindend. Orthodoxe Juden studieren den Talmud um des Talmud willen; dies wird als eine große Mitzva betrachtet.

Auch konservative Rabbiner betrachten die Halacha als bindend, verstehen jedoch nicht alle letzten und strengsten Meinungen in den jüngsten Gesetzeswerken als absolut verbindlich; sie verwendeten den Talmud daher auf die gleiche Weise, wie die Rabbiner vergangener Zeit es getan haben. Diese Option besteht theoretisch auch in der orthodoxen Welt, wird jedoch selten dort so benutzt. Reformer und Rekonstruktionisten lehren den Talmud in Ihren Hebräischschulen nicht, dafür jedoch auf Ihren Rabbinerseminaren; praktische Anwendung findet er hier jedoch nicht, da das Liberale Jugentum die Ideen von jüdischem Gesetz ablehnt und es vorzieht, den Talmud nur als Quelle für Inspiration und moralischer Unterweisung zu betrachten.

Was ist der Jerusalemer Talmud?

Es wurde bereits gesagt, daß es zwei Talmudim gibt: den Jerusalemer und den Babylonischen Talmud. Beginnen wir mit dem Jerusalemer Talmud. Er hat viele Namen: er ist auch bekannt als der Palästinische Talmud, Talmud Eretz Israel (Talmud des Landes Israel) und Gemara Eretz Israel.

Der Jerusalemer Talmud ist also, wie bereits weiter oben bemerkt, die Mishna zzgl. der Jerusalemer Gemara. Es ist interessant zu bemerken, daß der Jerusalemer Talmud, so wie er uns heute vorliegt, größere Mengen von Material vermissen läßt. Es finden sich hier nur Kommentare für die ersten vier Ordnungen der Mishna; alles andere ist irgendwie in der Geschichte verloren gegangen. Die Gemara des Jerusalemer Talmud ist ebenso nicht vorhanden für die Traktate Avot und Eduyot, Teile von Toharot sowie weiterer Sektionen. Trotz intensiver Forschung ist es noch immer unklar, warum dieses Material in der endgültigen Redaktion des Jerusalemer Talmud nicht enthalten ist.

Maimonides benennt Rabbi Jochanan als den Redakteur des Jerusalemer Talmud - es ist jedoch unklar, welcher Jochanan gemeint ist. Wer auch immer dafür verantwortlich zeichnet: der Jerusalemer Talmud wurde zwischen 500 und 550 u.Z. abgeschlossen. Außerdem ist der Name "Jerusalemer Talmud" eine Fehlbezeichnung, da er am wahrscheinlichsten in Tiberias geschrieben wurde.

Widerspricht der Jerusalemer Talmud dem Babylonischen, folgt das Gesetz generell letzterem. Nur in den Fällen, in denen der Babylonische Talmud unklar ist oder vollends schweigt, gilt die Autorität des Jerusalemer Talmud.

Die Abwesenheit zahlreicher Traktate und Kapitel der Mishna, zahlreiche innere Widersprüche, genau wie andere interne Beweise legen es nahe, daß der Jerusalemer Talmud tatsächlich nicht im eigentlichen Sinne des Wortes redigiert wurde, sondern vielmehr eine flüchtige Sammlung von Material darstellt. Sein Niveau liegt weit unter dem nun seines größeren Bruders, dem Babylonischen Talmud, was auch der Grund ist, in autoritativen Entscheidungen des jüdischen Gesetzes ihm zu folgen.

Was ist der Babylonische Talmud?

Die einfachste Antwort wäre auch hier wieder: die Mishna zuzüglich der babylonischen Gemara.

Der Babylonische Talmud ist wesentlich umfangreicher als der Jerusalemer, und seine Redaktion geschah wesentlich sorgfältiger und genauer. Trotzdem ist er keinesfalls vollständig. Seine Gemara existiert nur für 37 von 63 Traktaten der Mishna. Warum blieben die anderen Traktate im Babylonischen Talmud ohne Gemara? Die traditionelle Antwort ist: die Gesetze von Seraim und Toharot sind (mit Ausnahme von Nidda) ohne praktische Relevanz; die landwirtschaftlichen Gesetze waren nur an das Land Israel gebunden. In der Diaspora waren diese Gesetze also nutzlos. Die Reinheitsgesetze (außer die der Familienreinheit) waren nicht länger anwendbar, weil kein Tempel mehr existierte und ebensowenig ein Opfersystem. Nun könnte man denken, es gäbe im Babylonischen Talmud auch keine Gemara zu Kodashin - diese jedoch gibt es. Dies ist wahrscheinlich so, weil das Studium der Opfervorschriften, generell gesehen, dem aktuellen darbringen von Opfern als gleichwertig betrachtet wird.

Die üblichen Druckausgaben des Babylonischen Talmud umfassen die vollständige Mishna, die 37 Gemarot, und die kleineren Traktate; es ergibt 5.894 Seiten, und ist somit wesentlich umfangreicher als der Jerusalemer Talmud.

Der Gesamtcharakter des babylonischen Talmud ist der einer Enzyklopädie. Rabbi Adin Steinsaltz schreibt:

Der Talmud ist die Quelle jüdischer Weisheit von Tausenden von Jahren. Das mündliche Gesetz, das so alt und so bedeutsam wie das schriftliche Gesetz (Torah) ist, findet hier Ausdruck. Es ist ein Konglomerat von Gesetz, Legende und Philosophie, eine Mischung einzigartiger Logik, cleverem Pragmatismus, Geschichte und Wissenschaft, Anekdote und Humor.

Was ist Rashi's Kommentar zum Talmud?

Rabbi Shlomo ben Yitzchak (oder: Shlomo Yitzchaki) ist unter der Abkürzung "Rashi" bekannt. Er lebte von 1040 bis 1105 in der französischen Stadt Troyes.

Rashi's Kommentar befindet sich immer in der Mitte des geöffneten Buches; das heißt auf der Hälfte der Seite, die sich an der Bindung des Buches befindet. Der semi-kursive Font, in welchem die Kommentare gedruckt sind, wird meist als "Rashi-Script" bezeichnet. Das heißt nicht, daß Rashi selbst solch eine Schriftart benutzt hätte - es sind lediglich die Buchdrucker, die diesen normalerweise für seine Kommentare verwenden. Rashi schrieb hervorragende Kommentare für beides, die Bibel und den Talmud. Rashi's Kommentar, welcher fast den gesamten Babylonischen Talmud umfaßt, wurde in jeder Talmudausgabe gedruckt, die seit den ersten Drucken erschienen ist.

Sein Kommentar bietet eine vollständige und angemessene Erklärung der Wörter und der logischen Struktur jeder Talmud-Passage. Ungleich einigen anderen Kommentaren läßt Rashi keinen Teil des Textes aus oder paraphrasiert ihn - vielmehr erklärt er sorgfältig den vollständigen Text. Rashi übt auch einen entscheidenden Einfluß auf die Gewinnung des korrekten Textes des Talmud aus. Er verglich verschiedene Manuskripte und entschied, welche Lesarten vorzuziehen sind.

Wir besitzen leider nicht seine Kommentare für jedes Traktate des babylonische Talmud, und einige in seinem Namen gedruckte Kommentare wurden von anderen verfaßt. In einigen Fällen läßt der Text erkennen, daß Rashi starb, bevor er das Traktat beenden konnte - und es wurde von einem seiner Studenten vervollständigt. Dies betrifft zum Beispiel das Traktat Makkot, dessen letzter Teil von seinem Schwiegersohn Rabbi Judah ben Nathan verfaßt wurde, und in gleicher Weise wurde Baba Batra (in einem viel wortreicheren und detaillierten Stil) von seinem Enkel, Rabbi Shmuel ben Meir (Rashbam), einem prominenten Mitarbeiter der Tosefta, vollendet. Es ist sicherlich ein Zeichen des Erfolges von Rashis Bemühungen, daß kein weiterer Gelehrter (mit Ausnahme von Rabbi Adin Steinsaltz im späten 20. Jahrhundert) den Versuch unternahm, einen ähnlich vollständigen und erklärenden Kommentar zu verfassen.

Was sind die Tosafot?

Im Grunde genommen ein Kommentar zum Talmud von Rabbinern, welche kurz nach Rashi lebten; viele dieser Rabbinen waren Nachkommen Rashis.

Das Wort "Tosafot" läßt sich mit "Ergänzungen" oder "Hinzufügungen" übersetzen. Damit ist wahrscheinlich gemeint, daß deren Autoren und Redaktoren ihre Arbeit als Ergänzung der grundlegenden Kommentare Rashi's verstanden. Einige sahen auch die Tosafot als Zusatz zum Talmud selbst. Die Tosafot setzen die talmudischen Methoden der dialektischen Argumentation und Debatte fort. Im Talmud sind sie am äußeren Rand der Seiten, also genau gegenüber der Bindung des Buches, zu finden. Auch sie sind in Rashi-Script gedruckt, die Überschriften jeder Diskussion in großer Quadratschrift. Die Tosafot, welche in den Standardausgaben des Talmud abgedruckt sind, sind eine mehr oder weniger zufällige Auswahl aus umfangreicher Literatur, die in Form von Manuskripten vorlag. Einige andere Tosafot sind als separate Werke erschienen.

Wer schrieb die Tosafot?

Die Tosafot wurden von vielen Gelehrten verschiedener Schulen im Laufe des 12. und 13. Jahrhunderts zusammengetragen. Ursprünglich waren es wahrscheinlich Notizen von Studenten über Diskussionen, die an Talmudakademien (Yeshivot) stattfanden. Wenn die Studenten von einer Yeshivah zu einer anderen wechselten, stellten sie persönliche Listen der Tosafot ihrer verschiedenen Lehrer zusammen. Einige der prominentesten Mitarbeiter der Tosafot waren:

Ungleich den erklärenden Kommentaren, wie jene von Rashi, versuchen die Tosafot keine vollständige Erklärung des Talmud-Textes. Vielmehr beziehen sie sich auf einzelne Passagen des Talmuds oder aus Rashi's Kommentaren und erforschen diese tiefgehend. Oftmals bieten sie alternative Lesarten oder Interpretationen zu denen Rashi's.

In welcher Beziehung stehen Tosefta und Talmud?

Sowohl vom Babylonischen wie auch vom Jerusalemer Talmud wird die Tosefta weitgehend ignoriert. Die babylonischen und die Jerusalemer Gemarot der Mishna arbeiten weitgehend unabhängig vom Material in der Tosefta.

Das einzige explizite Zitat der Tosefta in den Talmudim findet sich in Mesechta Yoma 70A. Viele Baraitot, die in der Gemara zitiert werden, entsprechenden jedoch weitgehend den Lehren in der Tosefta - stimmen inhaltlich überein, haben jedoch abweichenden Wortlaut.

Es ist ein kleines Mysterium, daß viele Rabbiner in der Gemara ein Problem diskutieren, welches in der Tosefta fast gelöst erscheint. Die Frage ist: waren sie mit der Tosefta nicht vertraut, wurde die Tosefta als nicht autoritativ betrachtet, oder waren sie einfach nicht in der Lage, sich an die Tosefta zu erinnern?

Der vollständige hebräische Text der Tosefta findet sich im Anhang hebräischer Ausgaben des Talmud. Eine englische Übersetzung von Jacob Neusner ist verfügbar. Außerdem sind Übersetzungen ganzer Kapitel der Tosefta in verschiedenen Lehrbüchern vorhanden.

Was sind Baraitot?

Jedes autoritative Rechtsmaterial, welches nicht als Teil der Mishna redigiert wurde, wird zu den Baraitot gezählt. Oftmals zitiert die Gemara (der Hauptteil des Talmud) eine Rechtsquelle außerhalb der Mishna - dies ist ein Zitat einer Baraita. Jeder Teil der Tosefta ist per Definition Baraita - auch wenn es viel als Baraita betrachtetes Material gibt, welches sich nicht in der Tosefta befindet. Das Wort "Baraita" bedeutet: "Lehre von außen".

Die einzige uns noch heute verfügbaren Baraitot sind der Text der Tosefta (welche wir ja vollständig haben) und die anderen Baraitot, die in der Gemara zitiert werden.

Welches sind die "kleinen" Traktate?

Im Babylonischen Talmud finden sich am Ende der Ordnung Nesikin eine Reihe kleinerer Traktate:

  1. Avot de Rabbi Nathan. Hiervon finden sich zwei Versionen: eine mit 41 und eine mit 48 Kapiteln.
  2. Soferim. Von diesem Traktat findet sich auch eine Version im Jerusalemer Talmud.
  3. Eyvel Rabbati. Ein Traktat über Gesetze und Bräuche bezüglich Tod und Trauer von Rashi und anderen, das manchmal euphemistisch "Semachot" (Jubel) genannt wird.
  4. Kalah. Diskutiert Verlobung, Heirat und Sex.
  5. Derekh Eretz Rabbah. Diese Phrase bedeutet wörtlich: "Die Wege der Welt", bezieht sich jedoch auf Verhalten, Angewohnheiten und Benehmen.
  6. Derekh Eretz Zutta. Richtet sich an Gelehrte und ist eine Sammlung von Maximen, die nach Selbsterkenntnis und Bescheidenheit verlangen.
  7. Pereq HaShalom.
  8. Sefer Torah. Richtlinien für das Schreiben von Torah-Rollen.
  9. Mesusa.
  10. Tefillin.
  11. Tzitzit.
  12. Avadim (Sklaven, oder korrekter: ausgebildete Diener).
  13. Gerim (zum Judentum konvertierte Menschen).
  14. Kutim (Samariter).

Was ist ein Midrash?

Nach der Erklärung von Dr. Jacob Neusner basiert der Begriff "Midrash" auf einem hebräischen Wort mit der Bedeutung "Interpretation" oder "Exegese". Er zeigt auf, daß der Begriff "Midrash" drei gebräuchliche Anwendungen findet:

  1. Der Begriff "Midrash" kann sich auf eine bestimmte Weise des Lesens und der Interpretation eines biblischen Verses beziehen. Daher könnte man sagen, daß die alten Rabbinen Midrash zur Schrift zur Verfügung stellten. Dies bedeutet nicht, daß jede Interpretation der Schrift automatisch echter rabbinischer Midrash ist. Tatsächlich hat das, was die meisten Menschen "modernen Midrash" nennen, nichts mit der klassischen Art von Exegese zu tun, welche die Rabbinen leitete. Kommentar und Midrash sind zwei grundverschiedene Dinge! Um eine gute Vorstellung davon zu bekommen, was klassischer rabbinischer Midrash wirklich ist, muß man ihn studieren - keine aus zwei oder drei Sätzen bestehende Definition kann die Struktur von Midrash korrekt beschreiben.
  2. Der Begriff "Midrash" kann sich auf ein Buch beziehen - eine Sammlung midrashischer Lehren. So kann man sagen, daß "Genesis Rabbah" ein Buch ist, das eine Sammlung von Midrashim zum Buch Genesis enthält.
  3. Der Begriff "Midrash" kann sich auch auf einen bestimmten Vers und seine Interpretation beziehen. So läßt sich sagen: "Der Midrash des Verses Genesis 1:1 sagt, daß... (und eine midrashische Interpretation des Verses).

Was sind halachische (oder tannaitische) Midrashim?

Dies sind exegetische Midrashim der Bücher Exodus, Levitikus und Deuteronomium, die sich in erster Linie mit Gesetzen befassen. Sie verstehen den Tanakh (die hebräische Bibel) als Quelle der Halacha.

Welches sind die wichtigsten halachischen Midrashim?

Was sind exegetische Midrashim?

Welches sind die wichtigsten homiletischen Midrashim?

Welches sind die Misdrashim über die 5 Megillot (auch "Rabbot" genannt)?

Beispiele weiterer bedeutender halachischer Werke

Welches sind bedeutende kabbalistische Werke?

Was ist "Sefer Yetzirah" (Das Buch der Schöpfung)?

Die beste Übersetzung sowie Kommentar hierzu stammt von Rabbi Aryeh Kaplan: "Sefer Yetzirah", herausgegeben von Jacob Aronson. Dieses Werk enthält den vollständigen hebräischen Text aller Version dieses Buches, einen klaren Kommentar mit Bildern Kommentar und Erklärungen sowie tiefgehenden Diskussionen viele Gebiete der Kabbalah mit klaren und anschaulichen Erklärungen und Abbildungen. Ich zitiere aus dem Vorwort:

Sefer Yetzirah ist ohne Frage das älteste und mysteriöseste aller kabbalistischen Werke. Die ersten Kommentare zu diesem Buch wurden im 10. Jahrhundert u.Z. geschrieben, der Text selbst wird bereits im 6. Jahrhundert u.Z. zitiert. Dieses Buch ist so alt, daß den Historikern seine Ursprünge ungreifbar sind.
Sorgfältiges Studium läßt erkennen, daß es sich hier um einen meditativen Text mit magischen Obertönen handelt. Talmudische Traditionen geben an, daß es zur Erschaffung lebender Kreaturen, inklusive des Golem, benutzt wurde! Sefer Yetzirah ist ein kleines und präzise Buch, nur 1300 Worte lang in der kurzen und 2500 Worte in der langen Version. Das erste Kapitel diskutiert die Sefirot; das zweite Kapitel ist eine Diskussion der Buchstaben des hebräischen Alphabets, und der 231 Tore; Kapitel 3 bis 5 diskutieren die Einteilung der Buchstaben in astrologischem Zusammenhang.
Der Text wurde absichtlich in einer Art geschrieben, die ihn einem Leser ohne umfassendes Hintergrundwissen in den Gebieten Torah, Tanakh und Midrash bedeutungslos erscheinen läßt. Zur Einleitung des Empfängers gibt sich Rabbi Kaplan viel Mühe, die grundlegenden Kenntnisse dem Leser zu vermitteln - was dieses Werk zum allerersten Mal Englisch sprechenden Menschen ohne kabbalistischen Hintergrund zugänglich macht.

Was ist "Sefer HaBahir", der Bahir ("Das Buch der Erleuchtung")?

Der Bahir ist einer der ältesten und bedeutendsten kabbalistischen Texte. Bis zur Veröffentlichung des Zohar war er die einflußreichste Quelle kabbalistischer Lehre. Er wird in nahezu jedem wichtigen kabbalistischen Werk und sogar vielmals von Ramban in seinem Kommentar zur Torah zitiert. Selbst im Zohar wird er mehrfach paraphrasiert und zitiert.

Der Name "Bahir" bedeutet wörtlich "strahlend" oder "Erleuchtung" und wird von seinem ersten Vers abgeleitet: "Und nun sehen sie das Licht, und es ist strahlend [bahir] in den Himmeln", welcher selbst ein Zitat aus dem Buch Hiob (37:21) ist.

Das Buch wird auch "Der Midrash des Rabbi Nehuniah ben HaKana" genannt. Obwohl der Bahir ein recht kleines Buch ist und insgesamt nur 12.000 Worte umfaßt, war er sehr angesehen. Erstmalig wurde er 1176 u.Z. in der Provence veröffentlicht. Die meisten Kabbalisten schreiben ihn Rabbi Nehunia ben HaKana zu, einem talmudischen Gelehrten des ersten Jahrhunderts.

Eines der bedeutendsten in ihm offenbarten Konzepte ist das der zehn Sefirot. Ebenso werden die eröffnenden Verse der Genesis und ihre wahre Bedeutung diskutiert, die mystischen Aspekte des hebräischen Alphabets, Gilgul (Reinkarnation), die 32 Pfade der Weisheit, der Tzimtum und weitere Themen.

Was ist der Zohar?

Der Zohar ("Leuchten") ist der größte Klassiker jüdischer Mystik. Er ist ein mystischer Kommentar der Torah, in aramäisch geschrieben. Es wird behauptet, er sei auf die Lehren des palästinischen Rabbiners Shimon ben Yochai (zweites Jahrhundert u.Z.) zurückzuführen. Legenden zufolge versteckte dieser sich in einer Zeit der römischen Verfolgung für 13 Jahre in einer Höhle, und studierte dort mit seinem Sohn Torah. Während dieser Zeit soll er von Gott zum Schreiben des Zohar inspiriert worden sein. Es findet sich jedoch keine wirkliche Erwähnung dieses Buches in jüdischer Literatur vor dem 13. Jahrhundert.

Im 13. Jahrhundert behauptete ein spanischer Jude namens Moshe de Leon, den Text des Zohar entdeckt zu haben, und von da an wurde er in der gesamten jüdischen Welt veröffentlicht und vertrieben.

Dennoch brachte Mitte des 20. Jahrhunderts der Historiker Gershom Scholem überzeugende Argumente (wenn nicht gar Beweise!), daß de Leon selbst der Autor des Zohar wäre. Unter anderem bemerkte Scholem die häufigen Fehler des Zohar bezüglich aramäischer Grammatik sowie seine sehr verdächtigen Spuren spanischer Worte und spanischen Satzbaus. Dies wird noch immer von den meisten (jedoch nicht von allen) orthodoxen Juden heiß diskutiert. Obwohl de Leon offensichtlich den Text schrieb, stellt der Inhalt des Buches keinen Betrug dar. Er basiert definitiv auf älteren Werken, und es war durchaus keine ungewöhnliche Taktik, die Autorenschaft eines Dokumentes einem berühmten Rabbiner zuzuschreiben, um dem Schriftstück eine größere Bedeutung zu geben. Ohne Zweifel fühlte sich Moshe de Leon inspiriert, diesen Text zu schreiben - und ohne Zweifel basiert er auf älterem Material.

Der Zohar enthält viel des Materials, welches sich in "Sefer Yetzirah" und "Sefer Bahir" findet, und führt dieses weiter aus. Ohne Frage ist er ein kabbalistisches Werk par excellance.

Welches sind die wichtigsten jüdischen Gesetzeswerke?

TitelAutor
Der Rif (Hilchot des Rav Alfassi) Yitzchak Alfassi
Mishneh Torah (Yad HaChasaka) Maimonides
Sefer Mitzvot Gadol Moses ben Jacob
Arba'ah Turim (Der Tur) Jacob ben Asher
Shulchan Aruch Joseph Kairo
Rama (Glosse) zum Shulchan Aruch Moshe Isserles
Kitzur Shulchan Aruch  
Mishna Berurah  
Guide To Jewish Religious Practice Isaac Klein

Was ist der "Rif" (Hilchot des Rav Alfassi)?

Rabbi Yitzchak Alfassi lebte von 1013 bis 1103. Sehr früh errichtete er eine Yeshivah in Fez (in Marokko), wurde jedoch 1088 zur Flucht nach Spanien gezwungen, wo er schließlich eine Yeshiva in Lucena errichtete, die zum führenden Torah-Center für Spanien wurde.

Sein Hauptwerk, genannt "Hilchot des Rav Alfassi", wird hauptsächlich als "Rif" bezeichnet. Es ist eine Zusammenfassung allen halachischen Materials des Talmud. Der Rif zitiert nur den Teil des talmudischen Dialogs, der für die heutige Zeit relevant ist - und läßt alle durch die Zerstörung des zweiten Tempels irrelevant gewordenen Halachot, wie z.B. die Opfervorschriften, aus.

Was ist "Mishneh Torah" ("Yad HaChasaka", "Sefer Mechokek")?

Moses Maimonides (Rabbi Moshe ben Maimon, in hebräischen Texten gewöhnlich mit dem Kürzel "Rambam" bezeichnet) war eine der herausragenden Persönlichkeiten des mittelalterlichen intellektuellen und religiösen Lebens. Zusätzlich zu seinen Gesetzeswerken tat er sich in den Bereichen der Philosophie, Wissenschaften, Medizin, Exegese und Gemeindeleitung besonders hervor. Obwohl in Spanien geboren, mußte seine Familie bereits in seiner Jugendzeit vor religiöser Verfolgung fliehen und zog nach Ägypten. Maimonides' literarische Werke beinhalten: ein Werk über philosophische Logik, einen arabischen Kommentar zur Mishna, eine Aufzählung der 613 Prinzipien der Torah, das Gesetzeswerk "Mishneh Torah", die arabische philosophische Abhandlung "Führer der Verwirrten" - sowie viele Briefe und Responsen an verschiedene jüdische Gemeinden.

Maimonides lebte von 1138 bis 1204. Er verbrachte volle 10 Jahre mit der Zusammenstellung der "Mishneh Torah", welche er sein ganzes Leben lang überarbeitete. Der Begriff "Mishneh Torah" bedeutet "Zweites Gesetz" und ist der Name, der in der Bibel das Buch Deuteronomium bezeichnet, welches eine Art Zusammenfassung oder Rückblick auf die restliche Torah ist. Das Ziel der "Mishneh Torah" von Maimonides war, eine Zusammenfassung des gesamten jüdischen Gesetzescodes zu geben.

"Mishneh Torah" wird gelegentlich auch als "Yad HaChasaka" bezeichnet, was soviel heißt wie "Der starke Arm". Dies ist eine Anspielung auf den Zahlenwert des hebräischen Wortes "Yad" (14), welcher der Anzahl der Bände dieses Werkes entspricht. Maimonides selbst nannte sein Werk "Sefer Mechokek" ("Das Buch der Gesetze"), ein selten benutzter Titel.

"Mishneh Torah" ist in rabbinischem Hebräisch abgefaßt, im Stil der Mishna. Es unterteilt sich in 14 generelle Abschnitte (ähnlich den "Ordnungen" der Mishna), von denen jeder wiederum in "Bücher" (Traktate) unterteilt ist, welche wiederum Kapitel enthalten, und diese sodann einzelne Gesetze. Einige der characteristischen Eigenschaften der "Mishneh Torah" sind:

Es umfaßt den gesamten Umfang des jüdischen Gesetzes, für jede Zeit und für jeden Ort. Viele andere jüdische Gesetzeswerke beschränkten sich auf Gesetze für ihre eigene Zeit bzw. für Ihr eigenes Land und schlossen somit Gesetze aus, die nur für das Land Israel in einem unabhängigen jüdischen Königreich gelten, oder aber nach der Zerstörung des Tempels nicht beobachtet werden können. Es organisiert und formuliert die Gesetze neu, in einem klaren und logischen System. Frühere Werke folgten dem gelegentlich willkürlichen Arrangement des Talmud mit nur sehr wenigen Versuchen, diese Anordnung zu verbessern. Es präsentiert die normgebenden Gesetze ohne jede Diskussion oder Erklärung, wie diese Entscheidung zustande kam. "Mishneh Torah" beginnt mit einem Abschnitt über systematische philosophische Theologie, welche zum großen Teil von der wissenschaftlichen und metaphysischen Sicht des Aristoteles abgeleitet ist, welche es als wesentlichste Komponente des jüdischen Gesetzes betrachtet. Die meisten anderen jüdischen Werke vermieden diese Mischung - und Maimonides' Interpretation jüdischer Religion mit Begriffen aus der griechischen Ideenwelt hatte viel Opposition zur Folge.

Was ist das "SeferMitzvot Gadol" (Der "Semag")?

Der Titel heißt übersetzt "das große Buch der Gebote" und wurde von Rabbi Moses ben Jacob von Coucy geschrieben. Er lebte in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts im französischen Coucy.

Dieses Werk, welches meist durch die Abkürzung seines Namens als "Semag" bezeichnet wird, klassifiziert jüdisches Gesetz gemäß der traditionellen Aufzählung der 613 Mitzvot. Es teilt sich in zwei Abschnitte. Der erste handelt von den 365 negativen Mitzvot der Torah, und der zweite von den 248 positiven. Verweise auf den Semag geschehen durch Angabe des Absatzes (positiv oder negativ) und der Nummer der Mitzva in diesem Abschnitt.

Was sind die "Arba'ah Turim" (der "Tur", die "vier Zeilen")?

"Arba'ah Turim" wurde von Rabbi Jacob ben Asher geschrieben. Er ist auch bekannt als der "Tur" (nach dem Titel seines bekanntesten Werkes) oder als "Ba'al HaTurim" ("Meister der Turim"). Er lebte von 1270 bis 1343 im spanischen Toledo.

Der "Tur" folgt dem Vorbild des Maimonides, indem er sein Werk ebenfalls nach Themen arrangiert. Anders jedoch als "Mishneh Torah" deckt "Arba'ah Turim" jedoch nur jene jüdischen Gesetze ab, die zur Zeit des Autors relevant waren. Rabbi Jacob behandelte keine Themen des Kriminalgesetzes, ließ Opfergesetze ebenso außen vor wie Zera'im (landwirtschaftliche Gesetze, die nur im Gebiet von Israel gelten). Das Werk gliedert sich in vier Hauptteile, von denen jeder in Paragraphen unterteilt ist. Diese "vier Zeilen" sind:

  1. Orach Chayyim - "Pfad des Lebens". Dieser Abschnitt handelt von Gottesdienst und ritueller Observanz zu Hause und in der Synagoge am Wochentag, dem wöchentlichen Shabbat und dem Festtagszyklus.
  2. Yoreh Deáh - "Lehre Wissen". Hier geht es um verschiedene rituelle Verbote, im speziellen Speisegesetze und Regelungen bezüglich Unreinheit während der Menstruation.
  3. Even HaEzer - "Fels des Helfers". In diesem Abschnitt werden Heirat, Scheidung und andere Themen des Familiengesetzes behandelt.
  4. Hoshen Mishpat - "Brustschild des Rechts". Dieser Abschnitt handelt von der Administration und Adjudikation des Zivilgesetzes.

Eine andere Abweichung vom Vorbild des Maimonides war der Fakt, daß der Tur sich nicht auf die Aufzeichnung der normgebenden Positionen beschränkte - sondern die verschiedenen Meinungen zu strittigen Punkten verglich. Der Einfluß der "Arba'ah Turim" ist somit in seiner Integration in franko-germanischen und spanischen Gesetzestraditionen ebenso spürbar wie in seiner vierfältigen Struktur, die später von Rabbi Joseph Karo in seinem "Shulchan Aruch" übernommen wurde, und ist die gebräuchlichste Struktur der Organisation von Gesetzeswerken und Responsen geblieben.

Was ist der "Shulchan Aruch"?

Rabbi Joseph Karo schuf seinen größten Beitrag zum jüdischen Gesetz, indem er zwanzig Jahre damit verbrachte, ein enormes halachisches Werk, das "Bejt Joseph", zu kompilieren. Dies ist ein umfassender Kommentar zum "Tur", in welchem er die Auffassungen von Autoritäten klärt, welche nach der Zeit des Rabbi Jakob lebten.

Es wurde jedoch ein Werk benötigt, welches einem Studenten eine Entscheidung bezüglich jüdischem Gesetz erlaubt, ohne das umfangreiche und komplexe Material des Talmud, der Gesetzeswerke und ihrer Kommentare durchforsten zu müssen.

Rabbi Karo machte sich daran, dieses Problem zu lösen - und schrieb schließlich den Shulchan Aruch (wörtlich übersetzt: "langer Tisch") als eine präzise Sammlung der Gesetze seiner größeren Arbeit, dem Beit Joseph. Beim Schreiben des Shulchan Aruch folgte Rabbi Josef der Kapiteleinteilung des Tur, verbesserte diese jedoch durch Aufbrechen der einzelnen Abschnitte in separate Paragraphen für jedes Gesetz.

Rama des Rabbi Moshe Isserles

Rabbi Moshe Isserles, auch bekannt als der Rama, lebte von 1525 bis 1572 in Krakau. Er bemerkte, daß der Shulchan Aruch fast vollständig auf sephardischer Tradition aufbaute, und machte sich daher daran, eine Reihe von Glossen zur Anfügung an den Text des Shulchan Aruch zu schreiben für all die Fälle, in denen sich sephardische und ashkenasische Bräuche unterschieden.

Die kurzen Kommentare des Rama wurden in den Shulchan Aruch integriert und in Rashi-Script gedruckt. Er nannte seinen Kommentar "Mappah", was soviel heißt wie "Tischdecke" (für den "langen Tisch" aka "Shulchan Aruch"). Womit wir wissen, daß es zumindest einen ashkenasichen Gesetzesgelehrten mit Humor gab :-)

Kitzur Shulchan Aruch

Dies ist ein kurzer, präziser "Digest" (Auswahl) von Halacha, zusammengestellt von Rabbi Shlomo Ganzfried (Ungarn, 1804-1886). Er verfaßte dieses Werk für relativ ungebildete Laien und zitiert daher weder Quellen für seine Gesetze noch bezieht er Gesetze ein, die für das (all)tägliche Leben eines "Durchschnittsjuden" irrelevant sind. Aufgrund seiner Einfachheit und Kompaktheit gelangte dieses Buch nach seiner Veröffentlichung zu großer Popularität. Dennoch ist es nicht in der Form als "bindend" zu betrachten wie "Mishneh Torah" oder der "Shulchan Aruch", und ist verrufen für seine Präsentation strengster Meinungen ohne Begründung in irgendeiner Art.

Mishna Berurah

Dies ist ein Kommentar zum Shulchan Aruch von Rabbi Yisroel Meir HaKohen, besser bekannt als "Chofetz Chaim" (Polen, 1838-1933). obwohl er, formal gesehen, nie als Rabbiner amtierte, drängten sich Hunderte von Studenten um sein Haus in Radin. Schließlich wurde eine Yeshiva gegründet, welche Rabbi Meir unterstützte. Die Mishna Berurah wurde zu einem autoritativen halachischen Führer für die ashkenasische Judenschaft.

Was ist der "Guide To Jewish Religious Practise"?

Um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert wurde in Amerika das JTS (Jewish Theological Seminary) von traditionellen Rabbinern, welche den Extremen der Reformbewegung entflohen, und von modernen orthodoxen Rebbinern, welche halachisches, normgebendes Judentum in Konsonanz mit Amerikas Kultur bringen wollten, gegründet. Zu dieser Zeit wurde jedes Abweichen von der Orthodoxie als synonym zur Reformbewegung betrachtet - daher wurde diese Schule formal vom größten Teil der amerikanischen Orthodoxie verurteilt. Als solches wurde sie das Zentrum einer vollständig neuen jüdischen Bewegung, der "Historical School of Judaism" ("Historischen Schule des Judentums"), die später "Conservative Judaism" ("Konservatives Judentum") genannt wurde.

In den siebziger Jahren schrieb einer ihrer anerkanntesten Rabbiner, Isaac Klein, einen umfassenden Führer zum jüdischen Gesetz, der fest auf vorangegangenen Gesetzeswerken basierte - einschließlich der "Mishneh Torah", dem "Tur", des "Shulchan Aruch" und der "Mishna Berurah". In diesem Werk fügte er die Entscheidungen der Rabbinerkonferenz (Rabbinical Assembly) der konservativen Bewegung sowie des Komitees für jüdisches Gesetz und Standards (Comitee on Jewish Laws and Standards) auf gleiche Weise hinzu, wie Rabbinen vorangegangener Generationen ihre Entscheidungen älteren Werken zufügten.

Dieses Buch läßt sich nicht mit anderen Gesetzeswerken vergleichen - aufgrund der Tatsache, daß es von einer großen Gruppe halachischer Rabbiner unterstützt wurde. Daher ist der "Guide to Jewish Religious Practice" nicht das Werk der Meinung eines einzelnen Mannes, wie andere Gesetzeswerke es zumeist waren, sondern das kollektive Verständnis der Halacha seitens der konservativen Bewegung.