Die "Sieben Gesetze Noahs":

  1. nicht morden
  2. keine Götzenanbetung betreiben (es gibt unterschiedliche Auffassungen darüber, ob Nicht-Juden auch andere Götter wie z.B. die Trinität verehren können, wenn sie darüber hinaus den einen G-tt anerkennen)
  3. nicht stehlen
  4. nicht Ehebruch und nicht Inzucht treiben
  5. nicht Fleisch von einem noch lebenden Tier zu essen
  6. nicht G-tt zu lästern
  7. gut funktionierende gesetzliche und soziale Ordnungen zu schaffen, die die Einhaltung der sechs Verbote gewährleisten

Diese sieben Gesetze, vereinfacht ausgedrückt, besagen, daß jeder ein moralisches Leben führen sollte; G-ttes Offenbarung am Sinai und Israels daraus resultierende besondere Mission anerkennen sollte, die darin besteht, die Menschheit zu G-ttes Wahrheit zurück zu führen. Einigen rabbinischen Quellen zufolge wäre es für jeden Menschen gut, die Torah zu studieren und einzuhalten; andere aber lehnen dies ab. Der Talmud hält dafür, daß ein Engel jedem Fötus die ganze Torah lehrt und das ganze Universum zeigt, so daß jeder Mensch eine angeborene, vorgeburtliche Verbindung zu beiden Offenbarungen G-ttes - Torah und Naturgesetzen - habe.

Im Genesis-Buch finden sich Hinweise auf all diese "Sieben Gesetze". Ein paar wenige Beispiele mögen dies klar machen: "Daher wird der Mensch Vater und Mutter verlassen und seinem Weib anhangen" (Gen 2,28). Dies schließt Geschlechtsbeziehungen mit seinen mütterlichen Verwandten, mit einem anderen Mann und mit Tieren aus. Oder, Noah ward gesagt: "Fleisch in seinem Blutleben sollt ihr nicht essen", und "wer das Blut eines Menschen vergießt, dessen Blut soll durch Menschen vergossen werden" (Gen 9,4+6). Obwohl die meisten Menschen sicher bereit sind, diese Grundsätze anzuerkennen, können Sie doch nur durch die mosaische Tradition richtig verstanden und verbindlich gemacht werden.

Jeder Nicht-Jude, der diese 7 Gesetze akzeptiert und erfüllt, wird als ein Gerechter angesehen, dem die zukünftige Welt offen ist (vgl. Micha 4,5; Tosefta San. 13). Hierzu ist kein formalreligiöses Ritual und keine Liturgie erforderlich.

Vor der Tempelzerstörung durch die Römer und dem darauf folgenden Exil haben sich viele solcher Gottesfürchtigen um das jüdische Volk gruppiert und wurden von ihm ermuntert, sich auf diese Weise mit der Torah zu beschäftigen (ca. 5 Millionen, neben den 3 Millionen Juden im römischen Imperium; s. S. Baron, History of the Jews, 1:370). Aber als die Römer Judäa zerstörten und die Juden exilierten und vertrieben, kam diese Bewegung zu einem Stillstand. Außerdem riskierte jeder, von dem angenommen wurde, daß er zum Judentum konvertieren wollte, die Todesstrafe wegen "Atheismus". Griechisches und römisches Christentum zogen dann solche Gruppen zu ihrem neuen Glauben herüber, dem zwei Prinzipien hinzugefügt wurden, die G-ttes offenbarte Lehre in ihr Gegenteil verkehrten: Antisemitismus und die Vergöttlichung Jesu (I. Agus). Der hebräische Text der Bibel wurde zwar nicht geändert, aber sie wurde als überholt angesehen und Übersetzungen bekamen oft einen anderen Sinn. Dem gegenüber war der Islam zwar rein monotheistisch, aber änderte wesentlich biblische Berichte (z.B. Opferung Ismaels statt Isaaks), was es den Moslems sehr schwer macht, die wahre Torah als G-ttes Lehre anzuerkennen.

Bis heute raten Juden von einem Übertritt zum Judentum ab: denn kein Nicht-Jude muß sich der von G-tt an Israel zugeteilten Aufgabe unterziehen, Priester für die Menschheit zu werden oder sich beschneiden zu lassen (was von männlichen Proselyten verlangt wird). Beschneidung ist u.a. auch symbolisch für die strikte jüdische Sexualmoral; denn ein Jude sollte keine sinnliche Berührung mit der Frau eines anderen haben (z.B. Tanz), noch sollte er irgendwie mit ihr allein sein. Die Tradition jedoch, derzufolge Proselyten "unter die Fittiche der Schechinah (G-ttes Gegenwart) kommen", läßt unseren Glauben erkennen, daß diese in besonders intensiver und fühlbarer Weise Israel innewohnt - und dies kann wohl den hohen Einsatz einer Konvertierung zum Judentum rechtfertigen.